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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 401
(PDF, 127 MB)
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Die Baugeschichte der Stadt Bühl von den Anfängen
bis zum Historismus

Ulrich Coenen

Der spätgotische Rathausturm als ältestes Bauwerk der Stadt

Über das Erscheinungsbild Bühls im frühen und hohen Mittelalter ist
nichts bekannt. Es gibt weder erhaltene Bauwerke noch überlieferte Ortsansichten
. Das älteste Gebäude der Stadt ist der spätgotische Turm des
heutigen Rathauses, das bis 1877 als Pfarrkirche diente. Der Turm ist der
einzig erhaltene Teil eines Gotteshauses, das 1514 bis 1524 entstand. Diese
Kirche hatte einen Vorgängerbau, dessen Aussehen aber unbekannt ist.

Bei dem spätmittelalterlichen Neubau handelte es sich um ein ein- oder
mehrschiffiges Langhaus mit fünfseitigem Chor und dem noch bestehenden
fünfgeschossigen Westturm. Die Kirche wurde von Steinmetzen aus
dem Zisterzienserkloster Maulbronn unter der Leitung des Hans von Maulbronn
errichtet. Der 1879 abgerissene Chor war inschriftlich in das Jahr
1514 datiert, am Portal des Westturms findet sich die Jahreszahl 1524. Der
Chor, der beim Umbau der Kirche zum Rathaus abgetragen wurde, besaß
schlanke Strebepfeiler und Maßwerkfenster. Den Innenraum überspannte
ein Netzgewölbe. Das Langhaus besaß die Maße 18,5 mal 14 Meter1.

Der fünfgeschossige Westturm aus rotem Sandstein erhebt sich über quadratischem
Grundriß (8,15 mal 8,15 Meter) und ist rund 30 Meter hoch.
An der Westseite des Untergeschosses befindet sich ein spitzbogiges Portal
, darüber eine kreisförmige Fensteröffnung. Das zweite und dritte Geschoß
sind, abgesehen von schmalen, rechteckigen Öffnungen, ungegliedert
. Das vierte Geschoß leitet zum oktogonalen Glockengeschoß über.
Dieses besitzt an jeder Seite ein zweibahniges, spitzbogiges Maßwerkfenster
. Eine Maßwerkbalustrade, die an jeder Ecke von einer Fiale unterbrochen
wird, bekrönt das Bauwerk.

Der Rathausturm zählt gemeinsam mit dem Chor der Wallfahrtskirche Maria
Linden in Ottersweier von 1484 und dem Tor des ehemaligen Klosters
Fremersberg bei Sinzheim aus der Zeit um 1490 zu den wenigen erhaltenen
gotischen Sakralbauten im südlichen Landkreis Rastatt. Der Neubau
des Bühler Gotteshauses zu Beginn des 16. Jahrhunderts war, gemessen an
der damals geringen Bedeutung des kleinen Marktfleckens, relativ aufwendig
. Darauf deutet die Beteiligung von Baufachleuten aus Kloster Maulbronn
hin. Die kunstvollen drei- bzw. zweibahnigen Maßwerkfenster des

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