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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 415
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Poststationen und Zollhäuser. Bald schon wurden die heterogenen Baulichkeiten
einem ordnenden Prinzip unterworfen. Es bildete sich eine Hierarchie
der Bauten heraus. Die wichtigeren wurden in ihren Hauptansichten
bewußt dem jeweiligen Architekturstil der Zeit entsprechend gestaltet.

Der Begriff Bahnhof bezeichnet einen Baukomplex, der in der Regel aus
dem Empfangsgebäude und dem Gleisbereich mit Bahnsteigen besteht.
„Janusköpfig" bezeichnet Wolfgang Schivelbusch die Stellung des Bahnhofs
zwischen der Stadt und ihrem Verkehr einerseits und den Gleisen als
Teil des industrialisierten Bauens andererseits14. Das sich daraus ergebende
Grundschema prägt den Bautypus Bahnhof bis heute. Auch in der mittel-
badischen Kleinstadt Bühl stellt der Bahnhof eine Art „Tor zur Welt" dar.
Bindeglied zwischen Stadt und Bahnhof ist die Eisenbahnstraße, die in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunächst mit spätklassizistischen,
dann mit historistischen Häusern bebaut wurde, von denen später noch die
Rede sein wird. Es gehört zum Selbstverständnis des wohlhabenden Bürgers
des späten 19. Jahrhunderts, in der Nähe des Bahnhofs zu wohnen.

Der Bühler Bahnhof ist ein Durchgangsbahnhof. Neben den selteneren
Kopf- und Inselbahnhöfen ist der Durchgangsbahnhof, seitlich der durchlaufenden
Bahntrasse gelegen, der häufigste Funktionstyp. Das Empfangsgebäude
ist ein zweigeschossiger Massivbau mit einem Kniestock aus
Fachwerk. Das Bauwerk trägt ein flaches Walmdach und hat eine Eckqua-
derung; die Hauptfassade des Empfangsgebäudes besitzt zwei kurze Seitenflügel
mit Walmdächern. Der mittlere Baukörper hat drei Achsen mit
Fenstern in Sandsteinfassung; die mittlere Achse ist als übergiebeltes Risalit
ausgebildet. Die beiden Seitenflügel haben jeweils zwei Achsen. Die
Rückseite des Empfangsgebäudes ist schlicht und besitzt acht Achsen. Der
Bühler Bahnhof ist einer der ältesten erhaltenen an der Eisenbahnstrecke
Karlsruhe-Basel.

Die Eisenbahnstraße, die ab der Einmündung der Schulstraße durch den
Kirchgaßgraben in der Mitte zweigeteilt wird, ist bis heute eine repräsentative
Straße mit einer Reihe für das Stadtbild wichtiger Villen. In enger formaler
Anlehnung an das Vorbild des Landhauses des 18. und frühen 19.
Jahrhunderts entwickelte sich die Villa als freistehendes Wohnhaus im vorstädtischen
Bereich erst nach 1840 zu einer eigenständigen bürgerlichen
Bauaufgabe. Ihr Erscheinungsbild wurde in der Folgezeit von fast allen
zeitgenössischen Stilrichtungen bestimmt. Von 1840 bis 1860 entstanden
in Deutschland Villen im Stil des Klassizismus und der italienischen Hochrenaissance
. Dann folgten historistische Bauten im Stil der Neugotik und
der französischen und deutschen Renaissance, später gesellten sich Neubarock
, Neuklassizismus, Heimatkunst und Jugendstil hinzu15.

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