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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 431
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„. .. eine schändliche Verschwörung gegen das
Cölibatsgesetz" - Biografische Anmerkungen zu dem
Offenburger Reformkatholiken Dekan Franz Ludwig
Mersy

Wolfgang M. Galt

Erbarmungslos ist der Verfall von historischen Erinnerungen, wenn sie dem
politischen Zeitgeist zuwiderlaufen. Brüche in der Erinnerung erleben wir
immer dann, wenn der politische und gesellschaftliche Wind sich wieder
einmal dreht oder epochale Ereignisse neue politische Realitäten schaffen.

Ein Teil des Geschäftes von Historikern und Archivaren ist das Wiederaufnehmen
von verschütteten Spuren, von Informationen über Personen und Begebenheiten
, die aus dem Raster des historischen Gedächtnisses gefallen sind.

Ein solches epochales, traumatisch zu nennendes Ereignis war die Niederschlagung
der badischen Revolution im Juli 1849 mit ihren physischen
Folgen (Flucht, Gefängnis, finanzielle Bestrafungen etc.) und mentalen
Auswirkungen. Der folgende Fall des Offenburger Dekans Franz Ludwig
Mersy1 mag als Beispiel dienen für die nach der Niederschlagung der Revolution
von 1848/49 im wörtlichen Sinne gemeinte „radikale" Umdeu-
tung eines Mannes und einer ganzen religionspolitischen Traditionslinie.

Der Dekan der katholischen Pfarrei Offenburgs, Franz Ludwig Mersy,
prägte zwischen 1830 bis 1843 die kirchenpolitische Richtung für eine
ganze Stadt und Region und galt in Baden als anerkannter moderner Kirchenreformer
. Er war ein engagierter Liberaler, ein sozialpolitisch aktiver
Bürger und zudem Mitbegründer und Redakteur der ersten badischen
ökumenischen Zeitschrift mit dem Titel „Badisches Kirchenblatt". Dekan
Mersy sorgte über dreizehn Jahre für ein offenes geistiges Klima in seiner
Stadt, die fünf Jahre nach seinem Tod zum Zentrum der badischen Revolution
wurde.

Franz Ludwig Mersy blieb in der geschichtlichen Überlieferung fast vergessen
. Erst im vorigen Jahr würdigte der Offenburger Gemeinderat auf
Vorschlag des Kulturamtes dessen Wirken mit einer Straßenbenennung in
der ehemalien Artilleriekaserne an der Weingartenstraße.

Nichts, außer einem schlichten Grab erinnerte vorher an den Pfarrer Franz
Ludwig Mersy. Selbst seine letzte Ruhestätte wäre beinahe einer Friedhofs-

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