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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 436
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geistlichen Stande wieder aufhelfen, und ihn wieder zu Ehren bringen (. . .)
Widernatürlich und unerträglich erscheint nun dieses Gebot sehr Vielen
unseres Standes, und als die Ursache so vieler Aergernisse, welche durch
Glieder dieses Standes gegeben werden; daher die so lauten Wünsche und
fast gebieterischen Forderungen um Abschaffung desselben."12

Das Dekanat des Landkapitels wich den Forderungen der Offenburger
nach einer Kapitelsversammlung aus und übersandte die Unterlagen dem
Ordinariat. Die Antwort des Generalvikars Martin fiel scharf, arrogant und
ironisch aus: „Anstatt in so ernste und tiefe Überlegungen einzugehen, ist
es freilich ein leichtes Geschäft, zu tadeln, zu wünschen, Projecte zu machen
. Ehe wir aber Ihren Reformvorschlägen näher kommen, müssen wir
uns vorerst wundern, welche Gedankenlosigkeit Sie Ihrem Kirchenober-
haupte beimessen, und dem Hochdieselben umgebenden Senate, als könnte
am Metropolitansitze etwas Solches Niemandem einfallen, (. . .) Wissen
Sie denn, was dort geschieht?"13

Auf diese schroffe Ablehnung erfolgte am 26. November ein Schreiben der
Offenburger Konferenz an das Ordinariat, in dem diese erklärte, daß sie
„sich nach den bestehenden Staatsgesetzen, denen sie als Bürger, wie jeder
andere unterworfen sind, für befugt hielten, dem Drucke zu übergeben,
was ihnen gut dünkte, und nach dem Preßgesetze auch nur der Staatsbehörde
darüber verantwortlich sind, unter deren Censur es gedruckt wurde
". Mersy fügte der ersten, schnell vergriffenen Auflage seines Büchleins
eine zweite hinzu und druckte den Briefwechsel mit dem Ordinariat ab.
Die Reaktion der anderen Landkapitel Badens war nur mäßig: Heidelberg
und Waldshut stimmten den Reformvorschlägen zu, Reichenau lehnte ab.
Mersy merkte an, daß „das große Gut der Pressefreiheit für uns katholische
Geistliche gar nicht vorhanden sei, denen man wohl eher jede Sünde nachsehen
würde, als eine selbständige, etwas freisinnige Äußerung über das
Kirchenwesen (. . .) Wohlweislich hat man dafür gesorgt, dasselbe (das
Volk d.V.) in dem Glauben zu erhalten, es dürfe sich stets nur leidend verhalten
in kirchlichen Angelegenheiten, müsse alles an- und hinnehmen,
was man ihm bietet."

Selbst das äußerst zurückhaltende Offenburger Wochenblatt berichtete am
17. November 1832 über die Reaktionen auf die Pastoralkonferenz: „In
mehreren öffentlichen Blättern liest man folgenden Bericht aus dem
schwäbischen Merkur: ,Das unter den katholischen Priestern mehrerer Gegenden
Deutschlands in neuerer Zeit bemerkbar gewordene Streben, in
ihrem Kirchenwesen zeitgemäße Reformen herbeizuführen, scheint all-
mählig immer eine ernstere Wendung nehmen zu wollen. So hat kürzlich
das Kapitel Offenburg im Badischen dem Erzbischofe zu Freiburg eine

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