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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 438
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schwörung gegen das Cölibatsgesetz, obschon sie es nicht, wie Andere,
mit offener Stirn zu lästern sich getrauen, dennoch frech und irrig genug
daher schwatzen."

Zu dem Papstschreiben merkte Mersy in vollem Optimismus an, daß dank
des Fortschritts des Zeitgeistes es möglich sei, sich frei äußern zu können,
„ohne sofort als Ketzer der Inquisition zu verfallen". Er hielt die Abfuhr
aus Rom wie „eine Stimme aus dem Mittelalter". Doch Mersy irrte. Seine
Schrift setzte Papst Gregor XVI. am 4. Oktober 1833 auf den Index17.
Mersy ließ eine authentische Übersetzung im Badischen Kirchenblatt abdrucken
und ging auf die einzelnen Passagen mit kernigen Worten ein, indem
er die päpstlichen Vorwürfe konterte.

1833 gelang es den Reformkatholiken um Franz Ludwig Mersy mit dem
„Badischen Kirchenblatt" ein publizistisches Sammelbecken zu schaffen.
Dies gelang in Verbindung mit einigen evangelischen Geistlichen. Neben
Mersy standen die Pastoren Rinck, Roth und Röther. Das Blatt besaß seine
Mitarbeiter und Leser ausschließlich im Pfarrklerus.18 Die Offenburger Konferenz
begründete den ersten Aufschwung der Zeitschrift. Dekan Mersy begann
seine journalistische Tätigkeit mit einer kritischen Artikelserie „über
das kirchliche Leben der Katholiken". In der Nr. 45. des 2. Jahrgangs brachte
das Kirchenblatt schließlich die Nachricht, in der Erzbischof Bernhard
Franz Ludwig Mersy zum Rücktritt aus der Redaktion binnen acht Tagen
aufforderte. Er beugte sich schließlich der Entscheidung. In einem Brief an
Rink vom 30. Mai 1834 schrieb Dekan Mersy vorwurfsvoll und resigniert:
„Ich sagte dem Dekan St. von St., der sich sehr lobend über das Kirchenblatt
geäußert hatte, sehr ernst die Meinung: ,Ihr habt's gern und freut Euch über
meinen Muth, daß ich die Wahrheit nachdrücklich und offen spreche, Ihr
selbst aber rührt dabei auch nicht Finger und Zunge. Ihr seid es nicht werth,
daß man für Euch sich nur rührt, viel weniger sich einer Unnannehmigkeit
aussetzt." Trotzdem lieferte Mersy dem Kirchenblatt Artikel, allerdings ohne
seine Namenszeichnung: „So weit ist es gekommen! In Gottes Namen!
Und so weit haben es die Pfaffen gebracht". Mersy erhielt nach seiner Abmahnung
viele Danksagungen aus den Landkapiteln Badens.19

Franz Ludwig Mersy gehörte zu dem engen Kreis der Offenburger Vormärzliberalen
, die sich bei verschiedenen Anlässen, wie z. B. als Redner
bei Festen und politischen Feiern engagierten. Am 21. August 1843 starb
Mersy im Alter von 58 Jahren. Seine Gesundheit hatte sich wohl im Sommer
so verschlechtert, daß er eine Rede zu den Verfassungsfeiern am
12. August 1843 absagen mußte. Für die Offenburger Katholiken wirkte
Mersys Tod wie ein Schock, wurde dieser doch schon zu seinen Lebzeiten
als „Denkmal" verehrt.20

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