Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 493
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0493
Er beurteilte die wirtschaftlichen Zustände seiner Zeit - wie übrigens fast
alle katholischen Antisemiten - anhand scholastischer Traktate über Handel
, Zins und Wucher.

Achtung vor der jüdischen Religion und Tradition

In seiner Haltung zu den Juden war Heinrich Hansjakob wie in vielen weltanschaulichen
und politischen Fragen jedoch auch ein Mann des Widerspruchs
. Sein Verhältnis zu den Juden war durchaus zwiespältig. Mehrmals
betonte er, daß er den gewöhnlichen Handelsjuden auf dem Lande schätze44
. Er achte vor allem die „armen strenggläubigen Juden"45.

Als Theologe hatte Hansjakob Achtung und Verständnis für die jüdische
Religion und Tradition. So lesen wir in seinem Hofstetter Tagebuch „Im
Paradies": „Für mich hat jeder Jude, der streng an seinem Glauben hängt
und ihn übt, etwas Ehrwürdiges, schon durch das Alter dieser Relgion, die
vom Berg Sinai aus seit vierthalb Jahrtausenden durch die Welt getragen
wird von dem gleichen Volk ... Es ist ein wunderbares Volk, dieses Volk
der Juden. Seit zwanzig Jahrhunderten lebt es unter allen Völkern der Erde
, ein Volk für sich und das einzige von den alten Völkern, das sich rein
erhalten hat trotz dieser Wanderung durch die Welt und die Jahrhunderte
. . . Als Volk und Träger des Alten Bundes verdienen die Juden eine
gewisse Bewunderung, aber als Rasse, die uns Abendländern im Erwerb
überlegen und in den Mitteln hierzu nicht verlegen ist, sind sie vielfach eine
soziale Gefahr und verdienen den Antisemitismus. Und in der Richtung
muß jeder, der klar sieht und die Schädigungen des allermeist in jüdischen
Händen befindlichen Großkapitals erkennt, Antisemit sein."46

Ohne Zweifel bewunderte Hansjakob das Judentum als Religion, aber er
konnte sich nicht freimachen von seinem wirtschaftlich-sozialen Antisemitismus
, in dem zuweilen auch rassistische Ressentiments durchschimmerten
. Als neues, alles überlagerndes Moment antisemitischer Terminologie
bildete sich Ende des 19. Jahrhunderts der Begriff „Rasse" heraus, den
Hansjakob hier benutzte. Die Identifikation der Juden mit angeblich ausschließlich
negativen, unveränderlichen Rasseneigenschaften war eine Absage
an die Ideen der Aufklärung und des Liberalismus.

„ Wortführer im Zeitgespräch seiner Gesellschaft"

Der Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob war wie der Volksschriftsteller
Alban Stolz nicht nur ein vielgelesener Protagonist der katholischen Volks-

493


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0493