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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 505
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0505
Das Geschehen war vom russischen Beobachtungsposten auf der Insel
Ruonti verfolgt worden. Von Koivisto aus lief hierauf gegen 13.30 Uhr MO
103 aus, das zuvor von dem versenkten MO 105 abgelöst worden war11.
MO 103 sollte Überlebende retten und zugleich den Angriff von U 250 erwidern
. Gegen 17.00 Uhr ortete MO 103 seinen Gegner; der ersten Wasserbombenserie
konnte U 250 noch ausweichen. Die zweite Angriffsserie
führte zu einer Beschädigung im Bereich der Bugzelle, die ein Leck von
rund 2,75 qm verursachte. Wasser ergoß sich in den Schiffskörper, und
U 250 setzte in einer Tiefe von rund 27 Metern auf Grund12. Durch die Detonation
der Wasserbombe wurden an sämtlichen Zellen des U-Bootes
Schäden hervorgerufen; die Beleuchtung fiel aus und das Wasser begann,
schnell in die Zellen einzudringen13.

Die sechs in der Zentrale befindlichen Männer, unter ihnen Kommandant
Werner Karl Schmidt, konnten in dieser katastrophalen und hoffnungslosen
Situation Ruhe bewahren. Obersteuermann Günther Riedel öffnete das
Turmluk, nachdem auf Befehl des Kommandanten nochmals vergeblich
versucht worden war, aufzutauchen, um die Besatzung zu retten. Der Auftauchversuch
mißlang, jedoch konnten sich der Kommandant, der Obersteuermann
und vier weitere Besatzungsmitglieder retten. Unter den 46
Opfern der Versenkung war auch der Funkobergefreite Albert Haaser aus
Schapbach.

Der MG-Schütze von MO 103 wollte auf die Überlebenden feuern - Kommandant
Kolenko verhinderte dies jedoch, obwohl sein Schiff zwischenzeitlich
von der finnischen Küstenartillerie beschossen wurde. Die
Granaten barsten in einer Entfernung von 100 bis 150 Metern, so daß sich
MO 103 nach der Rettungsaktion einnebelte und zurückzog. Es war der
einzige Fall im II. Weltkrieg, in dem deutsche U-Bootfahrer in russische
Kriegsgefangenschaft kamen.

In dem ganzen Vorgang lag jedoch eine noch größere Brisanz, die selbst
für den britischen Premierminister Winston Churchill von besonderem Interesse
werden sollte, das ihn sogar dazu bewegte, mit Stalin direkt Kontakt
aufzunehmen14. Jedenfalls schrieb Churchill in dem streng geheimen
Telegramm Nr. 356 an Stalin, und die Engländer - niemand ist bekannt,
wie sie von den Bergungsergebnissen erfuhren - hätten sehr gerne einen
der in U 250 gefundenen Torpedos nach Großbritannien zur Untersuchung
gebracht, oder zumindest ihre Marinespezialisten zu Untersuchungen nach
Rußland geschickt.

An Bord von U 250 befanden sich nämlich Torpedos vom Typ T 5,
„Zaunkönig"15 genannt, die für die Alliierten von allergrößtem Interesse

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