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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 513
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Wagen, ein anderer sah in Himmlers Kommandowagen eine Schreibmaschine
, ein Arbeiter, der von der „Himmler-Mühle" (s.u.) aus durch die
Fenster eines Wagens im hinteren Teil des Zuges sehen konnte, stellte fest,
daß in diesem der Friseursalon untergebracht war. „In Triberg begegneten
wir vor einem Tunnel dem Befehlszug des Reichsführers SS Heinrich
Himmler. Jeweils vor und hinter den paar Wagen war eine Lokomotive angekoppelt
, so daß auch bei Ausfall einer Maschine durch Tiefflieger jederzeit
in den Tunnel gefahren werden konnte. Himmler stand, umgeben von
einigen Offizieren, wahrscheinlich an einem Kartentisch. So genau konnten
wir das aber nicht sehen."i6 Dieser Zug gab Triberg die Bezeichnung
„Kommandostelle Steiermark". Er war auch als erster wieder verschwunden
. Ein zweiter, der viel später eintraf, „Karpathen" mit Namen, fand seinen
Platz auf dem Abstellgleis zwischen damaliger Abortanlage und Güterhalle
neben der Laderampe. Wem dieser Zug Unterschlupf bieten sollte,
wurde nie recht klar. Vermutet wurde, daß es ein Begleitzug für die SS war.
Die Lokomotiven standen immer in Richtung Konstanz. Der Zugbetrieb im
Bahnhof war nie behindert, ein Gleis mußte aus strategischen Gründen
ständig frei bleiben, da viele Munitionszüge in diesen Monaten über die
Schwarzwaldbahn nach Westen rollten.

Von einem Eisenbahnwagen aus, in sicherem Versteck, wurde nun Krieg,
totaler Krieg geführt, Fernschreiben gingen nun vom „Stab Steiermark",
von „FS. Stelle Karpathen" oder „F.S. Stelle Schwarzwald" hauptsächlich
zu den Kommandostellen der 19. Armee im Elsaß.17 Nach dem Fall Straß-
burgs18 (23. November 1944) sollte das Elsaß gehalten bzw. zurückerobert
werden, Entscheidungen, soweit sie noch getroffen werden konnten und
nicht längst in der Hand der Kriegsgegner lagen, wurden gefällt, „Offensiven
" geplant und organisiert, die Konzentrationslager verwaltet. Dazu war
von vornherein ein großer technischer Informations- und Sicherheitsapparat
notwendig. Sofort waren Wasser-, Elektro- und Telefonanschlüsse zu
legen und laufend zu kontrollieren, Helfer wurden beauftragt, sogar an einem
Sonntagmorgen am Bahnhof, einen Unterstand als Anbau an die Güterhalle
(dem unteren Bahnübergang zu) für Himmlers Auto, das er dort
nie abstellte, und sein Dreirad, ein Motorrad mit Beiwagen auf Eisenrädern
, das auf Schienen lief und auf dem man ihn allerdings nie sah, zu
erstellen. Dafür bekamen sie, unter ihnen ein gerade 15jähriger bei der
Reichsbahn beschäftigter Junge aus Gremmelsbach und sein Vater, von
Himmler persönlich eine Zigarre, weil alles so gut klappte. (Zigarren
scheinen das Universalmittel der SS gewesen zu sein, um Dank auszudrücken
und das Wohlwollen zu gewinnen). Ein Angestellter des Elektrizitätswerks
Triberg (EGT) erhielt einen Anruf, an den Bahnhof zu kommen,
am Gepäckschalter werde er weitere Informationen erhalten. Er kam bis
zur Bahnbrücke und wurde von SS-Posten aufgehalten: Ausweiskontrolle!

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