Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 515
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gefallen war, ließen sich die Kinder mit ihren Schlitten bergaufziehen. Sie
„wußten", die Blockhütten werden wegen der Jabos gebaut, in ihrer Nähe
wird die Flak aufgestellt. Die wahren Zusammenhänge wurden ihnen erst
später klar. Ihnen schien die Begründung zunächst einleuchtend, denn zuvor
hatten Jabos eine Lokomotive auf dem Bahnhof beschossen und
schwer beschädigt.

Der Sonderzug mit dem Salonwagen, in dem Himmler arbeitete, war hermetisch
abgeriegelt. Für den öffentlichen Verkehr gesperrt war das Bahnhofsgelände
von der Güterhalle an bahnabwärts. Der Aufenthalt im Bahnbereich
war verboten, Fahrgäste wurden kontrolliert und mußten so schnell
wie möglich das Bahngebiet verlassen. Lange vor Himmlers Ankunft wurde
die Brücke über die Gutach mit 10 m hohen, schlanken Bäumen getarnt
(während seiner Anwesenheit wurde die Tarnung möglicherweise verstärkt
), diese wurden im bahneigenen Wald, im „Seelenwald", geschlagen,
aber auf die Grenze zum Privatwald wurde nicht geachtet, zwei Rollwagen
wurden hintereinander gebunden, die Wagen waren mit einer Handbremse
vorn und hinten versehen, die Aktionen hatten in großer Eile jeweils zwischen
der Durchfahrt zweier Züge zu erfolgen. Die Bäume wurden am
Geländer befestigt und regelmäßig ausgewechselt, immer vier oder fünf
auf einmal, nie alle zugleich. Auch das Brückengewölbe wurde mit Bäumen
möglichst unkenntlich gemacht. Da der „Himmlerzug" jederzeit in
Sekundenschnelle abfahrbereit sein mußte, blieben die beiden Lokomotiven
an der Spitze und am Ende des Zuges Tag und Nacht unter Dampf, eine
dritte holte täglich in Viliingen Kohlen.20 Nur so war der Zug zu beheizen
. Um ein noch näheres Versteck als die Tunnels zu haben, veranlaßte
die Himmlermannschaft (oder Himmler persönlich?) den Bau eines Luftschutzkellers
in den Fels gegenüber dem Bahnhofsgebäude. Zum Ausbau
wurden auch Bahnangestellte abkommandiert, der Unterstand ging nicht
tief in den Berg, er bildete einen Halbkreis, hatte also zwei Eingänge.

Am Anfang und am Ende des Zuges befand sich vor bzw. hinter der Lokomotive
auf einem offenen, flachen Güterwagen eine Vierlingsflak - ein
leichtes Flugzeugabwehrgeschütz auf einen Drehstuhl montiert. Mit ihm
wurde versucht, angreifende Flugzeuge abzuschießen. Flugabwehrkanonen
waren von der SS auch am Haldenhof aufgestellt, noch im Dezember 1944
wurden abends und nachts von Pferden kleine Geschütze im Schnee den
steilen Hohnenweg hinaufgeschleppt. Den Pferden forderte dies die letzte
Kraft ab. Die Geschütze blieben am Feisesberg am Waldrand. Die Abwehr
der Jabos durch diese Geschütze war nahezu wirkungslos, obwohl zwei
Flugzeuge, von der Flak in Triberg getroffen, im Kinzigtal abgestürzt sein
sollen. Gewöhnlich sollen sie das Feuer eingestellt haben, wenn sie von
Geschossen bedroht wurden.

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