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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 524
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zember 1944, dem Beginn des Tagebuchs in Triberg war, und vielleicht
auch erst nach dem 6. Januar die Stadt wieder verließ.

Von Folgendem konnte man in Triberg allerdings nicht das Geringste
wahrnehmen: Für den 3. Dezember 194428 wurde SS-Obersturmbannführer
Adolf Eichmann zu Himmler nach Triberg befohlen, wo es im Salonwagen
zwischen Himmler und Eichmann im Beisein von SS-Obersturmbannführer
Kurt Becher zu einer schweren Auseinandersetzung über eine
veränderte Behandlung der Juden, den Stopp von Judentransporten, gekommen
sein soll. „Herr Himmler hat in meinem (Bechers) Beisein Herrn
Eichmann zehn Minuten empfangen und ihn angeschrien: , Wenn Sie bisher
Juden ermordet haben und ich Ihnen jetzt befehle, Juden zu pflegen, dann
erklären Sie mir, ob Sie diesen Befehl von mir ausführen oder nicht.' Herr
Eichmann hat gesagt: Jawohl, Reichsführer!' - und ist versteinert." Im
Verhör spielte Eichmann die Dramatik dieser Szene herunter: „Das ist erlogen
von A bis Z. Der Reichsführer hat mich in keinster Weise angeschrien
vor Becher, sondern die Behandlung war völlig normal, sachlich, korrekt
gewesen. In keinster Weise angeschrien, in keinster Weise. Und dann
möchte ich, möchte ich mal den Reichsführer SS sehen, wenn er feststellt -
und ich bin bei ihm - daß ich mich seinen Befehlen entgegensetze. Da
war' ich ja gar nicht mehr rausgekommen aus der Feldkommandostelle
(d.i. aus dem Sonderzug); ich war' ja sofort verhaftet worden, sofort, und
zwar auf dem Fleck. "29

In der Vernehmung Bechers am 10. Juli 1947 wollte dieser Himmler in Triberg
beschworen haben, die Sache mit Eichmann wieder in Ordnung zu
bringen. Becher schlug deshalb Himmler vor, Eichmann das Kriegsverdienstkreuz
I. Klasse mit Schwertern zu verleihen, was Himmler auch getan
hat. Von 20.30 Uhr an, mit dem Beginn des Abendessens, an dem auch
der eine halbe Stunde zuvor mit dem Eichenlaub ausgezeichnete SS-
Hauptsturmführer Kloskowski teilnahm, hatte Himmler den Abend für sie
reserviert.30 In der Vernehmung in Jerusalem bestätigte Eichmann, in Triberg
die Auszeichnung von Himmler erhalten zu haben.31 Eichmann berichtete
auch, daß Becher für Himmlers „Liaison" eine goldene Halskette
als Geschenk mitbrachte.

Selbstverständlich erfuhr die Öffentlichkeit nichts von dieser Nebenfrau
Himmlers, seiner jahrelangen Sekretärin Hedwig Potthast, von Himmler
„Häschen" genannt, von der er einen Jungen (Helge) und ein Mädchen
(Nanette-Dorothea) hatte. Die eigentliche Ehefrau Marga (geb. Boden) tolerierte
diese Verbindung.32 Von einem Aufenthalt von Frau und Kindern
Himmlers in Triberg ist nichts bemerkt worden. Marga dürfte sich in dieser
Zeit im Haus Lindenfycht in Gmund am Tegernsee aufgehalten haben.

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