http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0531
bar am Zug im Bahnhof. Wie hektisch der Ausbau vor sich gehen mußte,
zeigt die Tatsache, daß der Boden gelegt und ein Regal eingebaut wurde,
als Himmler schon darin wohnte. Zur Beleuchtung diente eine „Flachlampe"
- „wie für eine Nähmaschine". Darauf war der Kopf Stalins geschnitzt -
zur Verhöhnung - mit (Voll-?)Bart. Die Mühle mußte auch beheizbar sein.
„Der Schornstein war vorher nicht da" (ein Informant), also wurde auch
ein Ofen eingebaut. Und wie gleich Gerüchte ins Kraut schießen! Verbreitet
wurde noch während Himmlers Zeit in Triberg, die Mühle werde für
den Aufenthalt von Reichsminister o. G. Martin Bormann ausgebaut.
Neugierig und mit großen Erwartungen besichtigten die Bahnangestellten
die verlassene „Himmlermühle" und fanden nur einen Raum mit Brettern
roh verkleidet und Stockbetten, von Behaglichkeit oder Luxus keine Spur.
Die Mühle wurde, um den Anschein zu erwecken, Himmler befinde sich
noch in Triberg, auch nach dessen Wegzug längere Zeit bewacht. Mit diesem
lächerlichen Täuschungsmanöver sollte die feindliche Spionage irregeführt
werden. Sie war nach dem Kriegsende von Ausgebombten noch
einige Zeit bewohnt.
Die SS in Triberg
Während Himmler nicht immer in Triberg gesehen wurde, war dies mit
seiner Begleitung anders. Die 100 bis 150 Mann starke SS-Mannschaft, so
schätzte sie ein Informant, verursachte Unbehagen, wo immer sie auftauchte
, wenn auch keine Angst. Der Mutter dieses Informanten fiel auf,
wie gut genährt die Mannschaft um Himmler war, „wie Urlauber". Der
Unterschied zu den Soldaten, die von der Front kamen, war eklatant.
Am Bahnhof war die SS Tag und Nacht.
Eine Bahnangestellte, die sich für den Dienst am Fahrkartenschalter gemeldet
hatte und in den Jahren 1944-46 Dienst tat, berichtet aus dieser
Zeit, daß der Wartesaal von SS-Oberen in Anspruch genommen war
(„Zwei oder drei Kerle saßen immer drin.") und die Wände voller riesiger
Generalstabskarten hingen. Sehr oft kamen über das Bahntelefon Meldungen
für sie (in verschlüsselter Form, Codewörter), weil dieses, wie vermutet
wurde, das einzige Kommunikationsmittel war, das noch mit Sicherheit
funktionierte. Den „Himmlerzug" zu betreten, war dem Bahnpersonal verboten
, dafür hatten die Angestellten an der Türe des Wartesaals, der keine
Telefonverbindung zur Außenwelt hatte, zu klopfen. Diese öffnete sich einen
Spalt, meist war einer ans Telefon zu holen. Die Telefonanrufe kamen
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