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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 545
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genz, aber die Schweizer Behörden ließen uns nicht einreisen. Zurück
nach Lindau. Einer von uns hatte einen Bekannten in Tettnang, so kamen
wir nach Tettnang. Bei ihm ließen wir unser Gepäck und übernachteten
zehn Tage lang in einem Heuhaufen. Endlich hörten wir vom Schweizer
Konsul, daß wir in die Schweiz fahren durften. Am Morgen mußten wir
früh in Langenargen sein, und so gingen wir die Nacht durch von Tettnang
nach Langenargen. Das war in der Nacht vom 27. auf den 28. April. Es
war schön, auf der anderen Seite des Bodensees die Lichter der Schweiz
zu sehen. Von Langenargen fuhren wir mit einem Schiff nach Hard, von
dort gingen wir zu Fuß zur Grenze. Wir brauchten die Koffer nicht selbst
zu tragen, die Bevölkerung half uns mit Wagen. An der Grenze gab es
noch eine Kontrolle durch die SS, aber das war kein Problem. Nur Geld
durften wir nicht mitnehmen, und manchmal wurden persönliche Sachen
abgenommen. Mein Geld und meine Tagebücher hatte ich versteckt. In
der Schweiz bekamen wir eine Tasse Tee und zwei Zigaretten. Nicht weit
von der Grenze übernachteten wir in einem Zeltlager, und am nächsten
Tag fuhren wir mit dem Zug nach Zürich, wo wir fünf Tage in der Oerli-
konbahn wohnten und schliefen."30

Während Offenburg befreit war und Hermann Hagg in Tettnang noch darauf
wartete, daß die Schweizer Schlagbäume sich öffneten, lieferte die
Wehrmacht in Freudenstadt, wo in der Nähe Alfons van Buiten und seine
Freunde auf ihre Befreiung warteten, den Franzosen zwei Tage lang noch
eine erbitterte Abwehrschlacht. Schließlich gelang es, am 17. April die
weitgehend zerstörte Stadt zu besetzen. Die französischen Soldaten sammelten
die freigelassenen Zwangsarbeiter ein und brachten sie nach Freudenstadt
, wie Alfons van Buiten berichtet: „Am Sonntag, den 22. April,
mußten wir uns melden, um nach Kehl gebracht zu werden. Mit einem
LKW fuhren wir dann in Richtung Kehl ab, aber der Fahrer wußte den
Weg nicht mehr. In der Dunkelheit wurden wir von marokkanischen Soldaten
angehalten, die bei einem Bauernhof in Stellung waren, weil keine
300 Meter weiter die Deutschen noch Widerstand leisteten. Wären wir eine
Stunde früher dort angekommen, wären wir den Deutschen wieder in die
Hände gefallen. Das wäre nicht so gut gewesen, für uns wahrscheinlich das
Ende. Begleitet von einem Panzerwagen wurden wir aus der Gefahrenzone
gebracht. Etwa sieben Kilometer vor Kehl suchte der Fahrer eine Übernachtungsmöglichkeit
. Am nächsten Tag mußten wir selbst sehen, wie wir
nach Kehl kamen. Mit einem Karren, mit unseren Koffern obendrauf, kamen
wir am Montagnachmittag, den 23. April, in Kehl an. Zu unserem
großen Erstaunen trafen wir dort unsere anderen Kameraden aus Offenburg
, die am Sonntag in Kehl angekommen waren. Nachdem wir Essen
bekommen hatten, konnten wir duschen und danach wurden wir ärztlich
untersucht und entlaust."31

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