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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 564
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Schwarzwald und die prächtigen Kameraden der LBA . . . Überall sind sie hergekommen
... Jedem stand die Freude des Wiedersehens im Gesicht . .. Kameraden
, die man mit Lockenkopf in Erinnerung hatte, waren in der Zwischenzeit kahl
geworden, Dünne waren dick, Dicke waren dünn. Kleine waren lang geworden
und Stämmige noch stämmiger ... Es hatte sich offenbar überall herumgesprochen
, daß wir wieder nach Bad Rippoldsau zurückgekehrt waren, sogar der Himmel
weinte Freudentränen. Einen herzlichen Willkommensgruß entbot uns die Gemeinde
Bad Rippoldsau durch Bürgermeister Hubert Schmid . . .

Es war irgendwie ein merkwürdiges Gefühl, nach so langer Zeit über Flure und
Gänge zu gehen, die wir einst im Eiltempo und mit großem Elan mehrmals am Tage
durchschritten hatten, in Räume zu sehen, in denen wir über Mathematikarbeiten
geschwitzt hatten und vor den Türen unserer Zimmer zu stehen, in denen wir
mit der rechten Müdigkeit der Jugend neuen Morgen entgegenschliefen . . . Herbert
Melcher versicherte, daß die Schüler der ehemaligen Lehrerbildungsanstalt
ihre Treue dem Kurort Bad Rippoldsau immer wieder bekunden werden, diesem
herrlichen Flecken Erde, den sie über alle Wirrnisse einer schlimmen Zeit in guter
Erinnerung behalten haben und durch erfreuliche neue Eindrücke stets behalten
werden ..."

Die Erinnerung der inzwischen 41jährigen war noch sehr konkret:

„3. Mai 1943: Aus allen Teilen des Gaues Baden reisen Jungen im Alter von 14
Jahren, die in einem Auswahlverfahren gesieht und in die .Lehrerbildungsanstalt
Straßburg' einberufen worden sind, nach Bad Rippoldsau/Schwarzwald, dem derzeitigen
Sitz der LBA. Im Laufe der Monate entwickelte sich eine gute Kameradschaft
unter den Jungmannen. Das Verhältnis zwischen den Lehrkräften und den
Schülern ist gut. Während ringsumher der Krieg tobt und eine Welt in Trümmer
stürzt, geht der Unterricht planmäßig und nahezu ungestört weiter. Für viele der
Schüler, die aus den vom Luftterror heimgesuchten und bedrohten Städten kommen
, ist diese Unberührtheit der Natur und die grüne Kulisse der Schwarzwaldtannen
ein Geschenk, das der Harmonie von Körper und Geist besonders
dienlich ist. Aber der Friede und die Stille der Waldberge wiegen in einer trügerischen
Sicherheit. Noch Anfang 1944 wird dieses friedliche Idyll nur durch gelegentliches
Uberfliegen von feindlichen Bomberformationen gestört, doch kann
man schon beinahe absehen, zu welchem Zeitpunkt der Strudel des Molochs Krieg,
Land und Mensch hineinziehen wird in den sich abzeichnenden Untergang.

24. September 1944: Der .totale Krieg' erfaßt den letzten Winkel unseres Vaterlandes
. Nach dem Besuch von Fluglagern, Kriegseinsatzschulungslagern und Wehrertüchtigungslagern
in den Ferien fährt die gesamte Mannschaft der LBA am 24.
September 1944 zum Schanzeinsatz nach Oberrottweil bei Breisach. Bei der Abfahrt
auf LKWs wird der Transport kurz vor Wolfach erstmalig von Tieffliegern unter
Beschuß genommen. Die Bilanz des Angriffs: Der Fahrer des ersten LKWs
wurde schwer getroffen, zwei elsässische Kameraden im zweiten LKW wurden
durch abspritzende Steinsplitter am Kopf verletzt und mehrere Wolfacher Einwoh-

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