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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 573
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. . . Hunger tut weh. Ständig lag eine weiße Rübe in meiner Schublade. Und wie
glücklich war ich, sie überhaupt zu besitzen . . . Das Brot reicht nie, 4 Tage - ein
1000 gr Brot. Beim Empfang markiere ich durch einen kleinen Einschnitt die tägliche
Ration. Wie oft geht das Messer über diesen Markierungsstrich. Hunger tut
weh. Und Rauchen? Äußere Dinge haben einen tiefen Einfluß auf die seelische
Verfassung eines Menschen. Robert A. besitzt harte, trockene Tabakstengel. Ich erwerbe
mir einige. In mühsamer Arbeit gelingt es mir, etwas Ähnliches wie Tabak
daraus zu machen; das rauchte man und mit welchem Genuß!

Friedrich erzählte mir, wie er am ersten Tage in R. ankam. Rektor Hirtler war
noch gar nicht informiert, daß die Akademie ihren Lehrbetrieb aufnehmen sollte.
Durch ihn erfuhr er es. Auch eine Art der Nachrichtenübermittlung, nur möglich
in Rippoldsau!

Ende November beginnt der Unterricht: Deutsch, Didaktik, Psychologie, Französisch
sind die ersten Fächer. Besonders beim letzten Fach erlebe ich einige , Überraschungen
'. Ich habe vorher kein Wort Französisch gelesen. Doch Prof. Arbor
hat für mich volles Verständnis . . . So gehen die Tage dahin, der Winter zieht ins
Land - wir sind geborgen im Schnee. Die Weihnachtsferien rücken immer näher,
am 13. Dezember fahre ich nach Hause. - 13. Januar 1947: Unsere Ferien sind zu
Ende, ich bin in Lörrach. Auf dem Bahnhof treffe ich Helmut B. Ich frage ihn, warum
er denn noch nicht in Rippoldsau ist? Ich glaube zu träumen, als ich erfahre,
daß die Akademie in R. ihren Lehrbetrieb eingestellt habe und nach Lörrach verlegt
werde. Dieser Bescheid ist in der Zwischenzeit auch daheim eingetroffen . . .
17. Februar 1947: Die Pädagogische Akademie in Lörrach öffnet ihre Pforten zu
neuer Arbeit, der Umzug von Rippoldsau ist beendet. . . Solch schöne Wohnungen
wie in Rippoldsau haben wir nun nicht mehr. Aber hier sind wir aus der Einsamkeit
des Schwarzwaldtales heraus..."

G. Ress hat nicht nur sein privates Tagebuch geschrieben, er war auch ein
sehr eifriger Student der Pädagogischen Akademie Rippoldsau, und er hat
dafür auch noch eindrucksvolle Belege parat: Mitschriften zu den Vorlesungen
und didaktischen Übungen seiner Rippoldsauer Professoren, z.B.
die Behandlung eines Lesestücks wie den „Kannitverstan", wie Franz Hirtler
sich dies vorstellte - oder Überlegungen zur „Charakterkunde", zu den
Charaktertypen nach Eduard Spranger, zu Körperbau und Charakter nach
Kretschmer. - Aber woher hatte Georg Ress, woher hatten seine Kommilitonen
das Papier für diese Mitschriften - Papier, eine rare Kostbarkeit in
jener Zeit! Ein Blick auf die Rückseite oder - besser - auf die Vorderseite
läßt uns erstaunen: Es sind Pläne und Geschäftspapiere der Fa. Dr. Ing. h.c.
F. Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen und Exemplare der Kurierpost mit
dem „Volkswagenwerk" in der „Stadt des KdF-Wagens" (soweit feststellbar
: alle aus dem Jahre 1943!).

Wie kamen diese Papiere, dazu viele Planungsskizzen und Blaupausen aus
dem Büro Porsche, nach Rippoldsau? Für manchen Rippoldsauer Studen-

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