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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 574
(PDF, 127 MB)
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ten bleibt dieses „Papierwunder" genauso bemerkenswert wie die Erinnerung
daran, daß - durch Vermittlung von Franz Hirtler, der aus Endingen
stammte - Rüben und sogar Wein vom Kaiserstuhl für Rippoldsau organisiert
wurden - im Tausch gegen Brennholz.

Im Grunde ist es nur eine ganz kleine Episode im Leben der Familie Porsche
, die in Bad Rippoldsau spielt. Professor Ferdinand Porsche, „der bis
zum Spleen versessene Konstrukteur" (SPIEGEL)17, fand seinen großen
Erfolg auf dem Gebiet der schnellen Wagen und der Volksmotorisierung -
und seit 1938 in der Kooperation seines Entwicklungsbüros mit der „Stadt
des KdF-Wagens" Fallersleben-Wolfsburg den großen, auch politischen
Einfluß. Im Mai 1945 wurde er für vier Monate von der US-Besatzungsmacht
gefangengesetzt - und wieder entlassen. Das Werk in Wolfsburg
produzierte inzwischen - unter britischer Militärregie! - weiter.

Nun interessierten sich für Porsche vor allem die Franzosen18, die Pariser
Regierung erwartete die Hälfte des VW-Werkes als Reparation. Oder besser
: Porsche könnte doch den „Volkswagen" in Frankreich weiterentwickeln
, vollenden! Ferdinand Porsche folgte am 16. November 1945 einer
Einladung ins „französische" Baden-Baden, zusammen mit seinem Sohn
Ferry und dem Schwiegersohn Dr. Anton Piech; sie wurden - zu ihrer
großen Überraschung - am 15. Dezember 1945 festgenommen, in der Vin-
centistraße (im alten Gestapo-Gefängnis) eingesperrt. Im Frühjahr 1946
fand die Besatzungsmacht eine neue Lösung19: Vater Porsche wurde nach
Frankreich gebracht, im August 1947 gegen eine Kaution von einer Million
Francs entlassen. Sohn Ferry Porsche aber erfuhr eine Sonderbehandlung
: „Ich wurde im März 1946 aus der Haft im Gefängnis Baden-Baden
entlassen, blieb aber weiterhin in Internierung. Ich wurde im Hotel Sommerberg
in Bad Rippoldsau untergebracht. . . "20 Dies wurde auch als „Ehrenhaft
" bezeichnet. Er bekam im Nobelhotel immer wieder Besuch von
Mittelsleuten, die das „französische Volkswagenprojekt" voranbringen
wollten. Um dem Vater irgendwie zu helfen, stimmte Ferry Porsche dem
Versuch zu, VW-relevante Zeichnungen in den Schwarzwald zu holen,
„um sie für das französische VW-Projekt jederzeit verwenden zu können . .
. Von mir erwartete man, sofort mit der Konstruktion des Fahrzeugs zu beginnen
. . .". Was Porsche jun. tatsächlich bis zu seiner Entlassung am 24.
Juli im Hotel „Sommerberg" erarbeitet hat, läßt sich konkret nicht sagen.

Für die Studenten der Rippoldsauer „Pädagogischen Akademie" hatte Porsches
Aufenthalt aber den Nebeneffekt, daß sie die Rückseiten von Porsche
-Geschäftspapieren für ihre Vorlesungsprotokolle verwenden durften. -
bis zum „Schmutzigen Dunschtig" 1947, 17. Februar, als die „Pädagogische
Akademie Bad Rippoldsau" in Lörrach weitergeführt wurde.

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