Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 577
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0577
Straßenumbenennungen in Offenburg
zwischen 1933 und 1948

Birgit Seitz

I.

Die Akte 5/9.142 im Stadtarchiv Offenburg ist ein knapp 500seitiges Bündel
. Die Briefe, Sitzungsprotokolle des Stadtrats, Pressemitteilungen und
offziellen Verlautbarungen haben ein einziges Thema: Straßenbenennungen
in Offenburg von 1933 bis 1948. Denn wie anderswo war man auch in
Offenburg nicht untätig, was Benennungen und Umbenennungen von
Straßen, Plätzen und ganzen Siedlungen im Sinne des nationalsozialistischen
Regimes anging.

Damit befand man sich ganz auf der Linie, wie sie von der Reichspressestelle
der NSDAP bereits Ende April 1933 in einer Erklärung vorgesehen
war. Adolf Hitler selbst gab hier die Marschroute vor: Historische Namen
sollten erhalten bleiben, man solle „nicht in die Fehler der Putschisten von
1918 verfallen". Dennoch sei es eine „Ehrenpflicht, die Namen der Novemberverbrecher
von unseren öffentlichen Straßen und Plätzen zu entfernen".

Schon Anfang Mai 1933 war die Neu- und Umbenennung von Straßen
Thema in einer Sitzung des Offenburger Stadtrats. Ganz im Sinne Hitlers
und seiner Pressestelle beschloß man, historische Bezeichnungen zu erhalten
, aber erkundete gleichzeitig, welche Straßen „für Umbenennung . . .
voraussichtlich in Frage" kamen. Dabei stieß man auf die bisherige Republikstraße
, Ebertstraße und -platz, die Erzberger- und die Rathenaustraße.

Mit Ebert, Erzberger und Rathenau waren drei exponierte Politiker der
Weimarer Republik genannt, die schon zu Lebzeiten in besonderer Weise
Zielscheibe der Rechten gewesen waren. Der erste Präsident der Republik,
der Sozialdemokrat Friedrich Ebert aus Heidelberg, war 1925 gestorben,
weil er eine dringend notwendige Operation immer wieder verschoben hatte
, um in einem von den Rechten angestrengten Verleumdungsprozeß gegen
ihn anwesend zu sein.

Der Zentrumspolitiker Matthias Erzberger war als Unterzeichner des Waffenstillstands
von 1918 als sogenannter „Novemberverbrecher" gebrandmarkt
und bei der nationalistischen Rechten verhaßt. Zwei ehemalige Offiziere
ermordeten ihn im August 1921 in der Nähe von Bad Griesbach.
Walther Rathenau schließlich hatte als deutscher Außenminister zum Ende

577


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0577