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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 583
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Zuächst, noch bis Mitte 1936, war geplant gewesen, die Straßen in den
„zehn Jeuch", wie das unbebaute Viertel geheißen hatte, nach Musikern zu
benennen. In einer Ratsherrensitzung im September des gleichen Jahres
gab es dann aber einen neuen Vorschlag: Die Benennung nach „Blutzeugen
der Bewegung" oder nach politischen Persönlichkeiten: „Es fehlt in Offenburg
zum Beispiel eine Bismarckstraße." Die hat die Stadt bis heute nicht,
aber auch die Benennung nach nationalsozialistischen Märtyrern setzte
sich nicht durch.

Denn im November präsentierte die Offenburger Stadtkanzlei eine neue
Idee: Sie schlug „berühmte Kriegsflieger" vor. Richthofen, Boelcke und
Immelmann wurden als Beispiele gleich mitgeliefert, und dies fand rasch
den Beifall von OB und Ratsherren. Und die Zeit drängte - die ersten Familien
waren bereits eingezogen.

Warum man sich für die Fliegerhelden und gegen die „Blutzeugen der Bewegung
" entschieden hat, geht aus den Akten im Offenburger Stadtarchiv
nicht hervor. Möglicherweise hatten einige Verantwortliche die Straßenbenennung
im Freiburger „Heldenviertel" im Blick. Dort hatte man, dem
Vorschlag eines völkischen Schriftstellers folgend, bereits 1934 mehrere
Straßen in einem Viertel nach Richthofen, Boelcke, Immelmann und anderen
benannt. Nach den Erkenntnissen des Historikers Volker Ilgen sind
Freiburg und Offenburg die einzigen Städte in der Rheinebene, die heute
noch ein solches Viertel haben. Der Grund: Die französische Besatzungsmacht
hat nach Kriegsende in beiden Städten die Namen der „Fliegerhelden
" nicht aus dem Straßenbild getilgt.

Doch auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht - hinter der Idee,
ganze Viertel nach den Weltkriegsfliegern zu benennen, steckte politisches
Kalkül. Denn die „Helden" des Ersten Weltkriegs kamen den Nazis gerade
recht: Einerseits konnte sich an ihnen das durch die Niederlage im Ersten
Weltkrieg immer noch stark gebeutelte deutsche Selbstbewußtsein aufrichten
. Zum anderen eigneten sich gerade die „Flieger" besonders zur Heroisierung
und Idealisierung, wie Volker Ilgen aufzeigt. Auch in der Landesausgabe
der Zeitschrift „Der Führer" wurden die neuen Offenburger
Straßen erwähnt und ausdrücklich auf die erzieherische Bedeutung solcher
Namen hingewiesen.

Anders als in Freiburg suchte man in Offenburg zusätzlich nach süddeutschen
Fliegern. Zuerst kam man auf den aus St. Blasien stammenden Albert
Dossenbach. Der aktive Burschenschaftler hatte 15 feindliche Flugzeuge
abgeschossen und war mit dem Orden Pour le merite ausgezeichnet
worden. 1917 war er im Alter von 26 Jahren im Kampf gegen England ab-

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