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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 595
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Wein nach Frankfurt, Köln und nach Antwerpen und von dort sogar nach
England transportiert. Nicht zuletzt hatte die Reichsstadt ihre Bedeutung
im Weinhandel dem Umstand zu verdanken, daß es hier Weinhändler mit
überregionalen Verbindungen gab. So wurde auch in den Ratskellern der
Städte Greifswald und Lübeck Wein aus Straßburg eingelagert. Für Allerheiligen
war der Weinverkauf nach Straßburg bereits mit hohen Unkosten
verbunden, da Fuhrkosten sowie Straßen- und Brückenzölle anfielen. So
bezifferte Hodapp die Unkosten auf mindestens 1 fl. 5 ß pro Ohm. Der
Ausbau der Paßstraße über den Kniebis während der württembergischen
Pfandherrschaft eröffnete die Möglichkeit, Wein hinüber ins Württembergische
zu liefern. Einen Hinweis auf Weinhandel Allerheiligens über den
Schwarzwald hinweg gibt eine Bemerkung von Propst Hodapp aus dem
Jahr 164535. Er ließ einen Schwaben aus Horb in Oberkirch wegen einer
alten Weinschuld festnehmen. Im vorausgegangenen Jahr hatte er einen
Mitbruder nach Horb geschickt, um die Ausstände einzutreiben. Statt des
Geldes hatte jedoch der Prämonstratenser nur böse Worte erhalten.

Diese eher schlechten Erfahrungen mit dem Weinhandel scheinen Allerheiligen
auch dazu veranlaßt haben, Käufe mit Weinnaturalien zu tätigen und
Dienstleistungen mit Wein zu entgelten. So kaufte Propst Hodapp am 18.
Mai 1642 von Martin Vogts aus Lautenbach ein Haus und entrichtete dafür
35 Gulden nebst einem Ohm Wein36. Mit Dr. Johann Küffer, dem berühmten
Straßburger Modearzt, Besitzer der Ullenburg und zeitweiligen Arbeitgeber
Grimmelshausens, schloß Hodapp 1652 einen Vertrag über die Behandlung
seines Konvents. Er sollte im Frühjahr und Herbst die Chorherren
zur Ader lassen. Dafür wurden ihm neben 12 Thalern und 12 Viertel
Getreide auch 12 Ohm Klosterwein zuteil37. Im Jahr 1642 wurden an der
Lautenbacher Klostermühle durch einen Zimmermann aus dem Harmersbach
Reparaturen vorgenommen. Ihm wurden dafür neben Geld und Getreide
auch 3 Ohm Wein als Lohn verabreicht38. Gelegentlich wurde das
Kloster seinen Wein auch los, ohne daß dafür bezahlt wurde. So bemächtigten
sich die Franzosen, bevor sie Oberkirch zerstörten, allen Weines, der
dort in der Prälatur lagerte. Der Verlust wurde auf ungefähr 26 Fuder beziffert39
. Am Wein des Klosters labte sich nicht nur Cardinal Rohan, der sich
mit seinem Gefolge 1793 mehrere Monate lang in Oberkirch aufhielt40.
Nachdem 1797 französische Einheiten unter den Generälen Scharri und
Dappu in Allerheiligen Quartier genommen hatten, wurden in den Mauern
des Klosters Bälle abgehalten. Komödien gespielt, Lustbarkeiten abgehalten
und sogar ein Heißluftballon aufgelassen. Das Kloster mußte den Militärs
und ihrem zweifelhaften weiblichen Anhang mit dem Besten aus
Keller und Küche aufwarten41. Schon nach dem ersten Rheinübergang
1796 hatten die Franzosen die vorzüglichen Weine des Klosters gepriesen42
.

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