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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 603
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Pfandschaft über die bischöflich-straßburgische Herrschaft Oberkirch erlangt
hatte72. Der Herzog und sein Vertrauter, der Oberkircher Amtmann
Nikolaus Gerbelius, bemühten sich um eine administrative und wirtschaftliche
Modernisierung des Renchtals, wobei sie besonders die Steigerung
der Landeseinnahmen im Auge hatten. Sie nahmen sich der Renchtalbäder
an73, förderten die Oberkircher Eisenindustrie74 und legten durch den Ausbau
der Kniebisstraße zu einem Fahrweg die Grundlage75 zu einem
weiträumigen Handel mit Renchtäler Produkten. Zu diesen Produkten
zählte auch der Wein, der sich vorzüglich als Handelsware eignete.

Am 25. Juni 1605 konnte Herzog Friedrich gegen eine Zahlung von
2000 fl. von den Erben des Hans Wilhelm Botzheim aus Straßburg die Ul-
lenburg erwerben76. Der Kauf dieser Burg war Bestandteil eines strategischen
Konzeptes, in den Besitz der drei Burgen zu kommen, die den Besitz
der Pfandherrschaft absicherten: Neben der Ullenburg waren dies die
Schauenburg und die Fürsteneck77. Die Fürsteneck, die seit 1388 der Stadt
Straßburg gehörte, wurde gegen 2000 Gulden im darauffolgenden Jahr
1606 erworben. Trotz großzügiger Angebote verkauften die Schauenburger
allerdings ihre Burg nicht.

War schon allein dadurch der militärische Wert der beiden Erwerbungen
gemindert, so war auch der bauliche Zustand beider Burgen nicht gerade
erfreulich. Der Kauf sollte sich trotzdem lohnen, denn mit beiden Burgen
erwarben die Württemberger beste Weinlagen. Zur Ullenburg in Tiergarten
gehörten zwei Rebhöfe und eine Kelter. Die Weinberge, die sich um die
Fürsteneck herumzogen, gehörten zu den ältesten des Tales. Aus seinen
Weinbergen wollte Herzog Friedrich Musteranlagen machen. Zu diesem
Zweck stellte der Herzog zwei Weinbaumeister an. Einer von ihnen wurde
mit Weib und Kind aus der Nähe Stuttgarts mittels einer Bebenhäuser
„Klosterfuhre" nach Oberkirch versetzt78.

Auf 14 Morgen Fläche wurden 40 000 junge Rebstöcke gesetzt. Aus Stuttgart
wurden 30 000 Rebstöcke bezogen, aus dem Elsaß bei Reichenweier
10 000. Der Rebmann auf Ullenburg mußte überdies in Reichenweier weitere
4400 Rebstöcke kaufen. Die Kosten dafür stellten eine beträchtliche
Investition dar: 6680 fl. mußten ausgegeben werden79. Die angebauten
Sorten, Muskateller, Walheimer und Traminer, gehörten zu den edelsten
der damaligen Zeit. Außer der Großanlage an der Fürsteneck besaß die
Landesherrschaft 4 Rebhöfe in Reiersbach und 2 in Roth (Ulm), 7 in Niederlehen
(Ringelbach), 2 im Spring und 2 an der Ullenburg (Tiergarten)80.

Die Kriegsläufe des 30jährigen Krieges und des Holländischen Kriegs zerstörten
die geleistete Aufbauarbeit. Seit 1664 war überdies die Herrschaft

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