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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 617
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Bis in das 20. Jahrhundert hinein hatten viele Weinbauern ihren Weinertrag
unmittelbar nach dem Keltern oder 4-6 Wochen nach dem ersten
Ablassen verkauft134. Da der Weinhandel in guten Weinjahren die Angebotslage
ausnutzen konnte und die Preise drückte, war der Anreiz vorhanden
, die Weine selbst im eigenen Keller auszubauen. Anläßlich der Bezirksausstellung
einheimischer Weine in Oberkirch 1882 versuchte Hofrat
Neßler, den Winzern einige Anregungen zu geben: „Bezüglich der
Weißweine wies er auf die Gefahr hin, welche durch zu spätes Ablassen,
Zersetzung der Hefe im Faß und Wiederaufsteigen derselben für den Wert
des Weins habe. Das Einbringen einer kleinen Menge von zerdrückten
Beeren zur Gährung bewirke eine sichere und raschere Klärung und gäbe
ihm ein reiches Bouquet. Zur Gewinnung eines guten Rotweins will der
Redner, daß die Traube die richtige Reife habe (. . .) Der Farbe ferner
schädlich seien ferner faulige Beeren und Körner. Außerdem sei zur Erlangung
einer schönen Farbe von größter Bedeutung die richtige Temperatur
bei der Gährung . . ,"135 Er empfahl, die „guten Oberkircher Rotweine
" in Flaschen zu lagern und ihn unter eigenem Namen in den Handel
zu bringen. An den Durbacher und Bottenauer Weinen hatte Neßler bei
anderer Gelegenheit kritisiert, „daß sie nicht genügend geschönt in den
Handel gebracht werden und daß auf eine ausgesprochene Farbe desselben
kein Gewicht gelegt werde"136. Darauf lege aber gerade der Konsument
in Norddeutschland besonderen Wert.

Rebkrankheiten und Winzernot

Die Ausweitung der Rebflächen und die Konzentration auf den Qualitätsweinbau
brachten freilich nicht die Lösung der wirtschaftlichen Probleme
in den Realteilungsgebieten. Ganz im Gegenteil, gegen Ende des Jahrhunderts
sollte sich der Weinbau, je mehr er als Monokultur betrieben wurde,
als ausgesprochene Sackgasse erweisen. Zunächst vernichtete eine ungewöhnliche
Häufung von Witterungsunbilden Jahr für Jahr die Erntehoffnungen
. Erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurden 1875 die Weinberge
in Tiergarten, nachdem ein „furchtbares Hagelunwetter" niedergegangen
war. Während die Nachbargemeinden immerhin noch einen durchschnittlichen
Ertrag erzielten, „konnte in Tiergarten das Ergebnis geringer Menge
im Hute nach Hause getragen werden137. Am 11. Juni 1880 richtete erneut
ein Hagelunwetter verheerende Schäden an. Ein Gewitter zog von Süden
über Oberkirch hinweg, Hagel „von der Größe von Nüssen und Hühnereiern
" vernichtete die Kulturen auf den Gemarkungen Gaisbach, Tiergarten,
Ringelbach, Haslach, Stadelhofen und Lautenbach. Der Schaden wurde auf
160 000 Mark geschätzt138. Meisenbühl, Herztal und Nußbach wurden
1882 derart vom Hagel betroffen, daß auch im Jahr 1883 die Reben nur ge-

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