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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 618
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ringe Erträge brachten139. Ein Teil der Erntehoffnungen dieses Jahres war
schon durch Frühjahrsfröste vernichtet worden. 1887 führte extreme Dürre
zu Ertragsausfällen. 1897 und 1905 waren Bottenau und Durbach von extremen
Hagelunwettern betroffen140. Nässe zur Zeit der Rebblüte im Juni
führte 1886 in den Winzergemeinden des Renchtals zu Ertragsausfällen.
Statt 20-22 Ohm pro Morgen bei einem Vollherbst konnten im Durchschnitt
nur 6 Ohm geerntet werden141.

Zu der ungünstigen Witterung gesellten sich in den 1890er Jahren die von
Jahr zu Jahr immer stärker auftretenden Rebkrankheiten und Schädlinge.
So hatte 1891 ein überaus kalter Winter viele Rebstöcke geschädigt. Die
Blütezeit fiel in eine Regenperiode, schließlich setzte die Blattfallkrankheit
den Reben zu, so daß nur ein geringes Erträgnis erzielt wurde142. Die Blattfallkrankheit
(Peronospora) war 1878 zuerst in Südfrankreich aufgetreten,
hatte sich über Italien und Österreich-Ungarn ausgebreitet und war 1882
zum ersten Mal in der Ortenau beobachtet worden. Begünstigt wurde die
Ausbreitung des Pilzes durch die großflächigen Rebkulturen.

Eine gefährliche Pilzkrankheit stellte auch der Mehltau (Schimmelpilz,
Äscherich, Oidium Tuckeri) dar, der 1845 zuerst in englischen Treibhäusern
beobachtet war und über Frankreich, Tirol und die Schweiz 1857 an
den Bodensee vorgedrungen war. Er befiel vor allem die Reben in den niederen
Lagen143.

Zu diesen Pilzkrankheiten kam noch der Heu- und Sauerwurm, die Larve
eines Kleinschmetterlings. Dieser Schädling machte beispielsweise 1910
den Winzern im Renchtal erheblich zu schaffen: Es ist ein Jammer, wenn
man die Verheerungen sieht, die der Heuwurm auch in diesem Jahr wieder
geleistet hat. Es wird wohl nicht übertrieben sein, wenn man die angerichteten
Schäden in unserem Rebgelände landauf landab annähernd auf die
Hälfte des erhofften Ertrags schätzt. Dabei ist nur zu sicher, daß dieser
Wurm im Spätsommer eine nicht weniger gefährliche Auferstehung feiert
und vielleicht noch einmal des Restes Hälfte zu seiner Mahlzeit kürt, und
da ist es sehr leicht zu errechnen, was dann zum Schlüsse dem Weinbauern
an barem Nutzen noch in die Tasche fällt144.

Mit zunächst unzulänglichen Methoden versuchte man, Rebkrankheiten
und Schädlinge zu bekämpfen. Schulkinder wurden ausgeschickt; mit
Drahtbürsten und Rebmessern versuchten sie im März, die schädlichen
Larven aufzustöbern und zu vernichten. In Durbach durchsuchten die Kinder
unter Anleitung des Lehrers die Spalten der Rebstecken und streiften
die alte rissige Rinde der Rebschenkel ab145. In Herztal-Meisenbühl entfernten
die Kinder die Stroh- und Weidenbänder, weil sich an ihnen Pup-

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