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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 626
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0626
Der arme Dorfschullehrer Herrmann aus Ödsbach besserte sein schmales
Lehrergehalt durch einen schwunghaften Weinhandel auf, er hatte beispielsweise
1863 immerhin einen Lagerbestand von 30 000 Litern169. August
Roth und Karl Hoferer betrieben um 1910 in Oberkirch einen Weinhandel,
zur Reichsgründungszeit hatte Richard Betz, der sich auch engagiert für den
Bau der Renchtalbahn einsetzte, als Weinhändler einen Namen.

Eine Möglichkeit, den Zwischenhandel zu umgehen, lag darin, den Wein
selbst zu versteigern. So setzte die Herwarth v. Bittenfeld'sche Gutsverwaltung
des Oberkircher Höllhofes 1904 eine Weinauktion an, bei der 30 000
Liter Weiß- und Rotweine angeboten wurden. Seit 1896 bestand in Oberkirch
eine „Vermittlungsstelle für Weinverkauf'. Die Kaufinteressenten
konnten die Adressen sämtlicher Rebbesitzer im Amtsbezirk Oberkirch
einsehen. Aus den Verzeichnissen ging auch hervor, welche Weinsorten
verkauft wurden und wie groß die Quantitäten des neuen Herbstes waren171
. In Nußbach ergriff die Gemeindeverwaltung die Initiative; sie inserierte
in württembergischen und Schwarzwälder Tageszeitungen und pries
den einheimischen Wein an, wobei die Kosten aus der Gemeindekasse bezahlt
wurden172.

Absatz und Preis hingen nicht nur von der Qualität des erzeugten Weines
ab, sondern auch von der öffentlichkeitswirksamen Präsentation. So stellten
Oberkircher Winzer 1863 auf Initiative des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins
vor, 1890 waren Oberkircher Weine in Straßburg ausgestellt,
1907 bei der Landesweinausstellung in Mannheim173. Auf der Hamburger
Ausstellung war der Oberkircher Wein wegen seiner Süße, seines Alkoholgehaltes
und seines günstigen Preises besonders herausgestellt worden.
Von nicht zu unterschätzender Bedeutung für den Bekanntheitsgrad des
Renchtäler Weins waren auch die seit 1872 stattfindenden Offenburger
Weinmärkte, die anfänglich im Rathaussaal abgehalten wurden, später
dann in der Landwirtschaftlichen Halle174. Wegen des großen Erfolges des
Offenburger Weinmarktes war 1880 sogar erwogen worden, auch in Oberkirch
einen Weinmarkt einzurichten175.

Die Weinpreise waren je nach Jahrgang, Ernteausfall und Qualitäten sehr
starken Schwankungen unterworfen. Kostete der Renchtäler Weißherbst
1879 nur 40 Mark pro hl, so bezahlte man 1880 76 Mark. Der Rotweinpreis
stieg von durchschnittlich 45 Mark auf 71 Mark. Für Weißwein, für
den man 1879 nur 35 Mark bezahlte, wurden ein Jahr später 65 Mark bezahlt
. 1882/83 bezahlte man für Rotwein 80-85 Mark pro hl, für Klingel-
berger 66-70 und für Elbling 50-54 Mark176. Die Weinpreise differierten
auch je nach Gemeinde stark. Nach einer Aufstellung des Bezirksamtes
wurden 1889 die höchsten Weinpreise in Herztal (84 M pro hl), Butsch-

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