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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 643
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Wenn wir uns mit dem Erbe Franks auseinandersetzen, so gehört dazu
auch die Beachtung von seinem Opfertod. Dieser widersprach der nationaldeutschen
Geschichtslegende. Nach ihr waren die Sozialdemokraten „vaterlandslose
Gesellen". Daß ausgerechnet der erste gefallene Reichstagsabgeordnete
ein sozialdemokratischer, jüdischer Kriegsfreiwilliger war, irritierte
die damals herrschenden Kreise, weil dieses Faktum die herrschende
Geschichtslegende widerlegte. Es kam zu keiner angemessenen Würdigung
im Reichstag.

II.

Ich habe Ihnen drei Beispiele unseres jüdischen Erbes in der Ortenau genannt
. Dabei haben Sie gesehen, daß das Interesse unseres Arbeitskreises
vor allem der Erhaltung und Erschließung der sieht- und greifbaren Zeugnisse
der von den Nationalsozialisten vernichteten Kultur der Ortenauer Juden
gilt.

Diese Tätigkeit war zum Teil nicht unumstritten, wie ich Ihnen am Schriftverkehr
mit einzelnen jüdischen Repräsentanten nachweisen könnte. Ich
möchte daher im zweiten Teil meiner Ausführungen darlegen, warum wir
das tun und zum Abschluß die Frage der Berechtigung stellen. -

Warum wir (Katholiken und Protestanten der jüngeren, von der Bundesrepublik
geprägten Generation) uns dieses Erbes annehmen, läßt sich am besten
an der Synagoge Kippenheim zeigen:

Leo Baeck sagt, daß „die Synagoge" geschichtlich und geistig die Mutter
der Kirche ist: „Eine und dieselbe Gewißheit, die hier wie dort sich offenbart
, mögen auch Weise und Weg verschieden sein. Jüdische und christliche
Gotteshäuser haben am letzten Ende ein unteilbares Schicksal; was
dem einen angetan wird, ist zugleich dem anderen zugefügt."

Baeck sprach diese Worte zum 15. Gedenken an die Novemberpogrome
des Jahres 1938. Wenn man diese Worte Leo Baecks, denen ich andere
Worte Martin Bubers an die Seite stellen könnte, ernst nimmt, so ergibt
sich zwangsläufig, daß junge Katholiken und Protestanten es aus ihrem
Glaubensgut heraus für nicht hinnehmbar halten, daß ein Haus, welches
sichtlich geprägt ist vom ersten Buch Mose, Kapitel 28, Vers 17 „Wie heilig
ist diese Stätte, hier ist nichts anderes denn Gottes Haus und hier ist die
Pforte des Himmels ..." mit Schweinefutter, Hühnerfutter, Düngemitteln
etc. angefüllt ist, die an dieser Stätte ge- und verkauft werden. -

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