Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 683
(PDF, 127 MB)
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meinschaft, wehrte sich die Stadt erfolgreich
gegen die Einrichtung einer Tabakfabrik
im alten Kloster. Lorenz Oken tadelte
den Gewaltakt mit den Worten: „Ein
großer Fehler war es, daß man die Klöster
zerstörte und die Geistlichkeit herabsetzte
. Solche Sünden werden früh oder spät
bestraft. Wo sind denn die den Klöstern
geraubten Reichtümer, wo ihre Bibliotheken
, Naturaliensammlungen, physikalischen
Apparate? Die Klöster waren
Schatz- und Unterrichtskammern für das
Land." Ein Glücksfall für die Stadt war
die Wiederbesiedelung der Klostergebäude
durch die Augustiner Chorfrauen, die
1823 von Ottersweier nach Offenburg kamen
. Dorthin waren sie 1783 durch Markgräfin
Maria Victoria berufen worden. „In
der Tradition verankert, der Zukunft verpflichtet
", paßte sich das Kloster Unserer
Lieben Frau in den oft widrigen Zeiten
des 19. und 20. Jahrhunderts jeweils den
aktuellen Erfordernissen an: Von 1885 bis
1923 bestand (mit Unterbrechung) ein
Lehrerinnenseminar. 1911 wurde an der
Lange Straße ein Mädchengymnasium errichtet
, in dem während des Ersten Weltkriegs
ein Lazarett untergebracht war.
1940 wurde die Schule durch das Nazi-
Regime geschlossen. Nach 1945 waren
marokkanische Soldaten einquartiert.
Im Jubiläumsjahr besuchen 713 Schülerinnen
das Mädchengymnasium, 57
Mädchen gehen in die neuerrichtete Realschule
und 130 Spätaussiedlerinnen in die
Realschulklassen, die für diese Gruppe
besonders angeboten werden. Trotz der
kleiner gewordenen Zahl der Chorfrauen
sieht die Ordensgemeinschaft in der gegenwärtigen
Situation des Wertezerfalls
eine besondere Aktualität in ihrer Erziehungsaufgabe
.

Werner Scheurer

Hedwig Büß, Was die Alten einst erzählten
... Bd. II

Vom Ewigen Jäger, vom Moospfaff und
vielen anderen Geistern, 312 Seiten, gebunden
, mit zahlreichen Abbildungen,
Waldkircher Verlag o. J. (1997),
DM 36,00

Ihrem Band „Von Sympathiedoktoren,
Hexen und Schräcksli" (1994) läßt Hedwig
Büß den zweiten Teil der Sagen folgen
, die sie seit Ende der vierziger Jahre
im Harmersbachtal und dem mittleren
Schwarzwald aufgeschrieben hat. Diese
Sammlung unterscheidet sich wohltuend
von anderen Sagenausgaben der letzten
Jahre, die versuchen, die erfreuliche
Nachfrage nach Volkserzählungen zu befriedigen
.

Auch wenn die Texte den Einfluß der
klassischen deutschen Sagenbücher -
Frau Büß weist selbst auf den „Rübezahl"
des Musäus hin, für den badischen Bereich
wäre an Baader und Schnezler zu erinnern
- nicht verleugnen, so sind sie
doch in Darstellung und Entwicklung des
merkwürdigen Erlebnisses frei von literarischen
Vorlagen gestaltet, voll aus der
Landschaft gewachsenen Eigentümlichkeit
. In diesem Sinne kann man zustimmen
, wenn die Herausgeberin für sich beansprucht
, sie habe die Geschichten „authentisch
aufgezeichnet", während man
üblicherweise zögert, den Begriff auf die
Gattung anzuwenden.
Diese Originalität konnte der Leser am
Beginn nicht erwarten, behandeln doch
die „Totensagen" altbekannte Mythen,
wie den „Wilden Jäger", den „Ewigen Juden
", die „Armen Seelen", die „Wiedergänger
". Aber nicht Berichte längst vergessener
Verfasser werden aus der Überlieferung
ein weiteres Mal zitiert, sondern
namentlich genannte Männer und Frauen
- der Anhang führt eine Liste von 90 Personen
auf - geben Erlebnisse wieder, eigene
, die ihrer Verwandten und Nachbarn,
und diese Ereignisse geschahen nicht in
einer archaischen, vorindustriellen Zeit,
sondern während des Lebensablaufes der
drei, vier Generationen, denen die Erzähler
angehören. Gegenstände und Einrichtungen
, welche für die Handlung eine
Bedeutung haben, von der Taschenlampe

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