Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 690
(PDF, 127 MB)
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Arbeit reflektierenden Festschrift für den
„theuren Freund".

Das folgende Kapitel (1853-59) berichtet
von bemerkenswerten Vorkommnissen
der Jahrhundertmitte: Das eines Anstaltsdirektors
eigentlich unwürdige Ringen um
angemessene Bezahlung; der Besuch des
Dichters Emanuel Geibel in Achern, wo
sein Bruder eine Zeitlang im „Lindenhaus
" der einflußreichen Adelsfamilie von
Härder lebte; die auch in Illenau mitgefeierte
Hochzeit des neuen Großherzogs
Friedrich. Eine schmerzliche Zäsur im Leben
Rollers war der Tod seiner geliebten
Frau „Nanele". Nicht ohne Bewegung
liest man den Abschiedsbrief der Mutter
von 9 Kindern, die jedermann als „Sonne
des Hauses" gegolten hatte. Noch einmal
wird in Kapitel 7 (1853-63) Ernst Fink in
den Vordergrund gerückt. In dem den späteren
„Kulturkampf einläutenden Streit
zwischen Karlsruher Regierung und Freiburger
Ordinariat um staatliche Genehmigung
kirchlicher Erlasse bezog der sonst
so auf Ausgleich bedachte lllenauer
Geistliche schriftlich Stellung, indem er
unter anderem den „unrichtigen Begriff
von Kirche" als Ursache der Auseinandersetzung
sah. „Wahrheit und Freiheit
braucht ein Christ" verkündete er wenig
später als Landessynodaler. Im „innerkirchlichen
Vielfrontenkrieg" (liberal gegen
konservativ) mahnte er, der nun seinen
Einfluß weit über die Region hinaus
geltend machen konnte, eindringlich zum
Frieden. Seinen Konfirmanden erklärte er
angesichts aufkommender antikatholischer
Tendenzen; „daß sie Christen sind
mit Anderen, daß sie auch mit den Katholiken
zu einer christlichen Kirche
gehören". Fink erlebte noch, wie beide
Kirchen - vom Staat losgelöst - selbständige
Behörden schaffen konnten (1860),
wie im gleichen Jahr auf sein Betreiben
hin in Achern eine evang. Schule eingerichtet
wurde, und wie seine Landeskirche
(gegen seinen Willen) eine in ihren
Grundzügen bis heute geltende „Verfassung
" bekam (1861). Im Juni 1863 erlag

er während eines Rundgangs im Krankenhaus
einem Schlaganfall. Das Schlußkapitel
(1863-78) läßt den Leser die letzten
Jahre Dr. Rollers miterleben. Mit Dr. Heinrich
Schüle bekam er 1863 einen Amtskollegen
. Dieser, ein Gelehrtentyp, „war
ein andrer Mensch als Christian Roller;
beider gemeinsames Wirken war nicht frei
von Spannungen", wie Lötsch feststellt.
1865 verlor Roller innerhalb weniger Wochen
2 Söhne und einen Bruder. Dennoch
bekannte er: „Noch ist mir Kraft gegeben,
meinem schönen Beruf zu leben." Zu seinen
Patienten gehörte nach 1866 auch der
Gegenbacher „Sozialreformer" Ritter von
Büß, den er geheilt entlassen konnte. 1871
war nach einer Operation „seine körperliche
und seelische Kraft erschöpft", so daß
sein Studienfreund Dr. Karl Hergt, obwohl
selbst hoch betagt, die Anstaltsleitung
für weitere 12 Jahre übernahm. Christian
Roller starb - im In- und Ausland
anerkannt - im Jahre 1878. In einem
Nachruf urteilte Wichern über den geschätzten
Freund treffend: „In Dr. Roller
lebte ein tiefes Mitgefühl für alle Noth
Andrer und für die Nothstände des ganzen
Volkes." - Fazit: Ein gelungenes, unterhaltsames
Buch, lesenswert für jeden in
der Raumschaft, dem die Illenau etwas
bedeutet, und der weiß, daß ihre Zukunft
auch lange nach der Räumung durch die
französische Armee leider noch reichlich
ungewiß ist.

Klaus Fessler

Johann Michael Moscherosch, Unter
Räubern: Johann Michael Moscherosch
„Soldatenleben"; Berichte aus dem
Dreißigjährigen Krieg, von entlaufenen
Soldaten, Kriegslisten, Geheimsprachen,
Festgelagen und Freudentänzen, Mord
und Totschlag ... hrsg. und bearbeitet
von Walter E. Schäfer. - 160 Seiten, 12
Abbildungen, 1 Karte. G. Braun Verlag
Karlsruhe, 1996, geb. 29 - DM.
Der berühmte englische Schriftsteller
John le Carre läßt den Helden einer seiner

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