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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 102
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Gustav Ree: Ein Bürgermeister zwischen Barrikaden
und Parlament

Wolfgang M. Gall

Der folgende Beitrag geht aus einem Vortrag anläßlich des Symposiums
„Konservative Revolutionäre - Revolutionäre Konservative. Badische Politiker
im Kreuzverhör" hervor, das von der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche
Landeskunde am Oberrhein im April 1998 in Karlsruhe durchgeführt
wurde.

Unserem städtischen Vater, unserem sich so sehr nach seinen Mitbürgern
und seiner Vaterstadt sehnenden lieben Bürgermeister Gustav Ree ein donnerndes
Hoch! frohlockte Kaiserwirt Friedrich Bährle am Abend des 26.
September 1845, als er zu Ehren des frisch gewählten Bürgermeisters Ree
seinen Trinkspruch vor 300 Gästen anstimmte. Zwei Dinge konnte Bährle
wahrhaftig nicht wissen: welche politischen Auswirkungen diese Personalentscheidung
für den Verlauf der badischen Geschichte haben würde
und wie nachhaltig „Ree" im Gedächtnis späterer Generationen als „Stadtvater
" verhaftet bleiben würde.

Der von 1845 bis 1849 amtierende Bürgermeister gilt bis heute als der bedeutendste
Offenburger Kommunalpolitiker des 19. Jahrhunderts und darüber
hinaus. Dicht hinter ihm folgt der Arzt und zwischen 1875 und 1890
amtierende Bürgermeister Franz Volk, ein ehemaliger glühender Hecker-
Sympathisant und Zivilkommissär, der Rees politisches Geschick in den
Jahren 1848/49 lange begleitete.

Der folgende Beitrag soll versuchen, die verschiedenen Gesichter des Gustav
Ree aus den vorliegenden Untersuchungen von Franz X. Vollmer und
Rainer Schimpf herauszuarbeiten.1 Worin lagen Gustav Rees Erfolg und
Scheitern? Was war Ree wirklich? Ein Patriot? Ein Heros? Ein Politiker,
der sich die Welt selbst erschaffen konnte, wie ein Anhänger Anfang April
1848 in der Offenburger Zeitung schrieb? War er schließlich ein als Reformer
auftretender Revolutionär oder ein Konservativer im Gewände eines
Revolutionärs? Oder gar nur ein geschickter politischer Taktierer und Opportunist
?

Lassen Sie mich zu Anfang folgende Thesen formulieren:

1. Der vorrevolutionäre Gustav Ree war ein moderner Reformer mit autoritären
Zügen, der sozialpolitischen Fragestellungen nicht auswich. Er trat

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