Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 103
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0103
1845 sein Offenburger Amt nicht als zukünftiger Revolutionär an. Sein
Anliegen war in erster Linie die Einigung einer zerstrittenen Bürgerschaft.
Er suchte in dieser Zeit, wie zu sehen ist, immer die politische Mitte. Ree
wurde unterstützt durch das kommunalpolitische Engagement seiner Frau
Anna, die sich sehr selbstbewußt in die Geschicke der Stadt einmischte.
Ree entwickelte Visionen, er war ein politisches Talent. Zu seiner Politik
des Ausgleichs und der „Mitte" gehörte ein gemeindeübergreifendes Agieren
und das Vermögen, gleichzeitig Teile der alten Eliten nicht zu verprellen
. Er wagte es, möglichst viele ungelöste Themen anzupacken und
schaffte auch, sie zu lösen. Dabei legte er ein ausgeprägtes Fingerspitzengefühl
an den Tag. Dazu zählte aber gleichzeitig das Vermögen, kommunalpolitisch
heikle Themen aufzugreifen und eigene politische Interessen
mit Konsequenz und Härte umzusetzen.

2. Drei Jahre später hatten sich die Rahmenbedingungen grundsätzlich
geändert. Gustav Ree führte 1848 nun eine überwiegend (sieht man von
den konservativ-ultramontanen Anhängern ab) geeinte Stadt an, die völlig
hinter ihm stand und offen für revolutionäre Entwicklungen war. Ree gab,
wie Vollmer bemerkt, Charakter und Verlauf der Revolution in Offenburg
seine Prägung. Vom Vorabend der Ereignisse bis in die gerichtlichen Verteidigungsschriften
der Nachrevolutionszeit ist er der führende Kopf der
Offenburger Demokratie gewesen. Die vorrevolutionäre Politik der Mitte
versuchte Ree in den Revolutionsjahren fortzuführen. Dabei legte er als geschulter
Jurist sein Augenmerk auf die Einhaltung bestehender Gesetze
und lehnte Gewaltlösungen ab. Die Bürgerschaft des späteren „Demagogensitzes
Offenburg" sah in Ree eine Führungsperson, die es verstand, radikale
Wendungen des revolutionären Prozesses auf kommunaler Ebene
auszupendeln und dennoch den Blick für Veränderung nicht aufzugeben.

Und dennoch, Ree hatte ein zweites Gesicht. Bei seinem Versuch, eine Politik
der Mitte zu verfolgen, unterlag er immer wieder der Versuchung, Partei
für eine rasche Republikanisierung zu ergreifen. Der folgende Beitrag
stellt einen Versuch dar, diesen Widerspruch aufzuzeigen.

Zu seiner Person

Der 34jährige Anwalt Gustav Ree war am 28. Juli 1845 mit 67 von 70
Stimmen zum Bürgermeister gewählt worden. Die Wahl war im Hintergrund
von mehreren einheimischen Bürgern der Opposition und landesweit
bekannten Oppositionspolitikern wie Mathy und Itzstein geschickt vorbereitet
worden.2 Den Juristen Gustav Ree prägte die Umgebung des politisch
fortschrittlichen Seekreises, den Karl Mathy im Landtag vertrat, so-

103


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0103