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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 115
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„Bleischwerer Druck auf den Gemütern"?
Offenburg nach der Revolution von 1848/49

Wolfgang M. Call

Die Zeitspanne nach dem Scheitern der badischen Revolution ist in der
Landes- und Lokalgeschichte nahezu unerforscht. Der folgende Aufsatz
will dazu einen kleinen Beitrag liefern. Er beschäftigt sich mit folgenden
Fragen: Wie konnte eine Stadt und ihre Bewohner den Schock vom Juli
1849, d. h. die Niederlage und Besatzung mental und politisch verarbeiten,
eine Stadt, in der sich zumindest jeder vierte an der Revolution von
1848/49 beteiligt hatte? Wie war die Stimmungslage, wie verhielt sich das
neue Regime und was geschah mit den ehemaligen Teilnehmern der Revolution
? Gab es nur Tränen und Verzweiflung oder Ansätze neuen politischen
Aufbruchs?

Die Zeit der Abrechnung

Nach dem Einmarsch der preußischen Truppen am 3. Juli 1849 vollzog
sich ein radikaler Machtwechsel auf dem Offenburger Rathaus. Von dem
demokratischen Gemeinderat fehlten bei der ersten postrevolutionären Sitzung
der Apotheker Eduard Rehmann (flüchtig in der Schweiz) sowie der
Zähringerhof-Wirt Johann Baptist Geck und Handelsmann Franz Stigler'.
Bürgermeister Gustav Ree erklärt seinen Rücktritt von allen kommunalen
Ämtern. Der neue großherzogliche Zivilkommissär, Regierungsrat Kuntz,
war ihm bereits zuvorgekommen und hatte das städtische Gremium samt
Ratschreiber amtsenthoben. Ree blieb bis zum 12. Juli im Amt und setzte
seine Unterschrift unter die Absetzung der Gemeinderäte und die provisorische
Ernennung des neuen Rates, das nun aus unbelasteten Männern bestand
. Ebenso abgesetzt wurde der kleine Ausschuß sowie die 32 Wahlmänner
, die 1849 eindeutig für die Revolution Stellung bezogen hatten.
Die neue kommunalpolitische Riege bestand aus Bürgern, die im Vaterländischen
Verein gegen den Volksverein eingetreten waren. Darunter befanden
sich insbesondere überdurchschnittlich begüterte Offenburger Bürger.
Eine Wachablösung gab es auch bei den staatlichen Behörden, dem Amts-
revisorat, der Notarschaft, und auch der Oberamtmann selbst wurde ausgewechselt
.

Die führenden politischen Köpfe der Offenburger Republik, wie beispielsweise
Rehmann, Schaible und Volk flohen, andere blieben aus Sorge um
ihre Familie in ihrer Stadt und waren schlimmsten Denunziationen ausge-

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