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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 116
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setzt. Ein Anonymus verfaßte die berüchtigte „Rebellen- und Gaunerliste".
25 Offenburger politische Häftlinge kamen gar ins Gefängnis ihrer Heimatstadt
. Einen Monat nach dem preußischen Einmarsch verfügte das Justizministerium
die Beschlagnahme der Vermögen von über 15 Personen.
Große und kleine Revolutionäre wurden an den Pranger gestellt. Rund um
die Betroffenen spielten sich traurige und ergreifende Schicksale ab. Der
Musiklehrer an der Klosterschule Wilhelm Barth2, als Erzschreier bezeichnet
, geriet in die Fänge der Strafjustiz. Sein Vermögen wurde beschlagnahmt
. Der verarmte Pianist Barth mußte zusehen, wie die Behörden sein
Piano versteigerten. Ganz unauffällig verlief das weitere Leben des katholischen
Pfarrers Johann Valois?, der sich nach Oberhausen zurückgezogen
hatte: mißtrauisch und resigniert, dem Alkohol verfallen. Belesen und
ideenreich soll Valois früher gewesen sein. Sein Engagement während der
badischen Revolution brach ihm das Genick: Versetzung, Beendigung seiner
Laufbahn als Lehrer, Untersuchungsverfahren waren die Folge. Seine
48er Geschichte begann erst im Alter von vierzig Jahren, während seiner
Zeit als Offenburger Prediger. Der König von Preußen sei ein „Schnapps-
lump" gewesen, habe er im Cafe Henninger vor Zeugen geäußert. Die
preußischen Truppen nahmen dies dem Geistlichen krumm. Bereits einen
Tag nach deren Einzug in die Mauern der Stadt entließ der neue großherzoglich
badische Zivilkommissär Stadtprediger Valois aus seinem Amt.
Hatte er wirklich am 22. April 1849 eine aufsehenerregende Kommunismuspredigt
gehalten, wie seine politischen Gegner behaupteten? Sie haben
in ihrem Hause eine Guillotine aufbewahrt, nannte ein preußischer Offizier
den Verhaftungsgrund, als er in das Haus von Johann Baptist Reindle4
eindrang. Der bärtige Glasfabrikant Reindle galt als ein glühender Verehrer
von Hecker und Struve, ein begeisterter Turner und zählte zum engen
Führungskern der Offenburger Demokraten. Wenig später wurde er für 63
Tage inhaftiert. Der Geometer Johann Adam Nußbaum*, der das berühmte
Offenburger Kartenwerk zeichnete, führte im Juni 1849 den sog. Exekutionszug
nach Lahr, um im Bahnhof Dinglingen die Staatsgelder der sich
zurückziehenden provisorischen Regierung militärisch abzusichern. Nußbaum
quartierte sich bei dem Lahrer Fabrikanten Friedrich Völcker mit 40
Mann und 20 Pferden ein. Dafür klagte ihn die großherzogliche Regierung
des Hochverrats und der Erpressung an. Seine geometrischen Instrumente
wurden beschlagnahmt, er hatte praktisch Berufsverbot. Nußbaum überstand
allerdings die düstere Zeit und wurde Inhaber der städtischen Gasfabrik.

Den beiden aktiven Revolutionärinnen Amalie Hofer und Nanette Reh-
mannn, deren Männer sich auf der Flucht befanden, erging es schrecklich.
Sie waren dem Hohn und Spott ausgeliefert: ... Ist es nicht vielfach beklagt
worden, daß sogar Frauen und Jungfrauen gewählt haben, und, statt zu
flechten und zu weben himmlische Anmuth in 's irdische Leben, die Flamme

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