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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 118
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Offenburg - das feindliche Besatzungsgebiet schlechthin: Die Gefängnisse
füllten sich mit den Opfern der preußischen Justiz', schreibt D'r Alt Offe-
burger. Monarchische Gegner seien mit wahrer Henkerslust bemüht gewesen
, durch offene und versteckte Angebereien recht viele Bürger als Demokraten
zu kennzeichnen und dadurch verhaßt zu machen? Ein Kleinkrieg
gegen die alltäglichen Widersetzlichkeiten begann. Im November 1849
wurde beispielsweise der Freiburger Bildhauer Emil Spiellauer wegen Tragens
einer der revolutionären Parthei als Abzeichen dienende Kopfbedeckung
zu einer vierzehntägigen Gefängnisstrafe abgeurteilt.9 Das gewendete
Offenburger Wochenblatt übte sich derweil in Lobhuldigungen an den
zurückgekehrten Großherzog. Statt nach den Gründen von Fehlentscheidungen
und Scheitern des Versuches, mehr Freiheit und Modernität in Baden
zu verwirklichen, suchte das Blatt nach Sündenböcken. Die gescheiterte
Revolution galt in dem Jahrzehnt nach 1849 als Sündenfall, als beispiellose
Treulosigkeit gegen einen der edelsten deutschen Fürsten. Damit wurden
nicht nur die radikalen, republikanischen Bestrebungen, sondern auch
alle gemäßigt-liberalen Haltungen diskreditiert und die gesellschaftspolitischen
Vorstellungen des konservativ-ultramontanen Lagers aus den Jahren
1845/46 um Dekan Johann Nepomuk Müller übernommen.10 Gemeint war
die entschiedene Front gegen aufklärerische und modernistische Strömungen
, wie sie die Ultramontanen innerhalb der katholischen Kirche vertraten
."

Das Jahr 1850 war das Jahr der Volksmissionen, die als Zeichen für den
Sieg der Konservativen über die innerkirchlichen Reformbefürworter zu
bewerten sind. Gleichzeitig versuchte die katholische Kirche mit modernen
politisch-religiösen Mitteln das von der Volksbewegung von 1848/49 hin-
terlassene Vakuum zu füllen. Zunächst im März in Urloffen, danach am 22.
September in Offenburg fanden solche Volksmissionen statt. So tönte das
Offenburger Wochenblatt hämisch: Aber! - eine Mission in Offenburg! -
Wer hätte das voriges Jahr noch geglaubt?12

Ein Übergangsjahrzehnt beginnt

Das Säkulum der Reaktion litt unter dem Joch der militärischen Besatzung
und darüber hinaus des Regiments von Bürgermeister August Wiedemen
Offenburg lebte unter dem Stigma des Demagogensitzes12', wie dies Karl
Huber ausdrückte. Triumph der Siegermacht, Depression der Besiegten.
Und dennoch vernimmt man unterschiedliche Zeichen einer alten und neuen
Zeit.

Zum ersten Jahrestag der Niederschlagung der Revolution waren die Garnisonen
von Offenburg und Kehl zum 21. Juni 1850 festlich geschmückt.

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