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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 125
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Angelegenheit war inzwischen zuungunsten der Offenburger ausgegangen.
Die Forderungen der Offenburger nach allgemeiner und direkter Wahl beantwortet
Staatsminister Julius Jolly mit der Warnung: Es sei ein höchst
verderblicher Wahn zu glauben, die Ueberzeugung des Volkes sei zuverlässiger
als aus den legalen Ansprüchen der Kammern aus den Resolutionen
erregter Volksversammlungen oder durch Unterschriften unter Adressen zu
erkennen. Die Regierung warnte davor, den unseligen Weg der Straßenparlamente
von 1848/49 abermals zu betreten. Wenn man versuchen wolle,
auf diesem Weg die Tatsachen des Jahres 1866 rückgängig zu machen und
Baden von seiner nationalen Politik abzudrängen ...28

Der geschäftsführende Ausschuß der liberalen und nationalen Partei Badens
, Kiefer, Eckhard, Gerbel und Nußbaum, schrieben für 23. Mai 1869
eine allgemeine Landesversammlung einflußreicher oder von den Parteigenossen
gewählter Männer aus, die in Offenburg zusammentreten sollte.
Mehr als 2000 Menschen kamen in die Stadt. Die Offenburger behielten
zwar ihre Parteiposten, mußten aber auf ganzer Linie von ihrem Konfrontationskurs
Abstand nehmen. Heinrich von Treitschke sprach den Dank der
nationalen und liberalen Bewegung in Deutschland aus29. Die Liberalen
beschlossen die Gründung einer national-liberalen Partei Badens mit einem
Landesausschuß als oberstes Organ, mit Sitz in Offenburg30.

Offenburg und die Schleswig-Holstein-Krise

Im Jahr 1859 entbrannte ein leidenschaftlicher Flugschriften-, Anzeige-
und Broschürenkampf, in dem sich Anhänger einer konsequent anti-österreichischen
, einer streng proösterreichischen und einer realpolitischen Haltung
gegenüberstanden.31 Die Meinungen zogen sich quer durch alle politische
Lager. Dabei wurden alte Forderungen von 1848, wie z. B. Volksvertretung
beim Deutschen Bund wieder auf die politische Tagesordnung gebracht
. Insbesondere der badische Großherzog Friedrich I. warb um eine
Mobilisierung des Bundes an der französischen Grenze zur Entlastung
Österreichs. Mit der nationalen Erregung infolge des italienischen Einigungskrieges
und dem anschließenden Anbruch der Neuen Ära in Preußen
verband sich immer stärker die Hoffnung auf eine Rolle Preußens als Vorkämpfer
nationaler deutscher Interessen. Analog zu Italien bildete sich der
kleindeutsch orientierte Deutsche Nationalverein. Der Aufruf des Vereins
mündete in der Forderung nach der Einberufung eines deutschen Parlamentes
und einer starken Zentralgewalt. Zu diesem Zeitpunkt mag es wohl
keinem der Zeitgenossen an Erinnerungen an 1848/49 gefehlt haben. War
es nicht so, wie Siemann formuliert? Ein großer Teil des politisch denkenden
Bürgertums hatte nicht resigniert, seine Energie nicht in der Wirtschaft

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