Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 139
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0139
marschierten unter einem weißen Leinentuch, darauf sitzend der sensenschwingende
Tod, der Unheil und Verderben brachte. Vor einer brennenden
Stadtkulisse war dieser sich unter dumpfen Trommelschlägen vollziehende
Einmarsch sehr beeindruckend.

Daß eine ernste Sache wie die von 1848 mit einem Volksfest verbunden
wird, ist in Deutschland eigentlich verpönt. Historischen Traditionen sind
nach 1945 in der Regel Feierstunden und mehr oder weniger große Reden,
monumentale Ausstellungen - meistens über mittelalterliche Themen -
und vor allem Betroffenheit gewidmet worden. Dieser Befund dürfte für
beide deutsche Staaten gelten. Volkstümlich waren in den vergangenen
Jahren allenfalls die Reste der Staufer-Kaiser. Darauf hat die F.A.Z. hingewiesen
, in der Nadja Abun-Nasr am 16. Oktober 1997 ihren Artikel „Der
Revolution auf der Spur" damit beginnen läßt, daß der Deutsche für zwei
Dinge gänzlich ungeeignet sei: für die Revolution und für das Feiern. Jetzt,
so Abun-Nasr, gebe es Gelegenheit, dieses Bild zu korrigieren. Ließen
doch mehr als einhundertzehn Städte und Gemeinden in Südwestdeutschland
ihre Rolle bei den geschmähten Aufständen 1848/49 aufleben. Vielversprechend
sei der Auftakt in Offenburg gewesen, „im Sinne einer Kultur
des Feierns".17 Die Reaktion der Medien auf diese „Kultur des Feierns"
in Südwestdeutschland anläßlich der Aufstände und Versammlungen
1847/49 soll im folgenden in vier Arten der Berichterstattung klassifiziert
und analysiert werden.

1. Die sachliche, um Objektivität sich bemühende Berichterstattung
mit Schwerpunkt auf dem historischen Hintergrund18

Alfred Behr hebt am 11. September 1997 in der F.A.Z. die drei großen Ereignisse
in Baden zwischen 1847 und 1849 hervor: die Salmenversamm-
lung in Offenburg vom 12. September 1847, die Ausrufung der Republik
durch Friedrich Hecker in Konstanz am 12. April 1848 und den Landeskongreß
der Volksvereine im Mai 1849 wiederum in Offenburg. Er
weist zu Recht darauf hin, daß die republikanische Bewegung deshalb
scheiterte, „weil das republikanische Lager gespalten und zerstritten war,
während sich die konservativen und beharrenden Kräfte sammelten, um die
Revolution erfolgreich zurückzuschlagen."19 Die Stuttgarter Zeitung widmete
der badischen Revolution eine ganze Seite. Für Ulrike Moser war der
12. September 1847 noch keine Revolution. Im Mittelpunkt habe vielmehr
die Wiederherstellung der verletzten Verfassung von 1818 und deren konsequente
Fortsetzung gestanden. Ihr fehlt im Offenburger Programm das

139


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0139