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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 141
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Wulf Reimer beklagt in der Süddeutschen Zeitung das „folkloristische
Merchandising" von Heckerhüten und Revoluzzer-Hemden. Leute wie der
abschiebefreudige Innenminister Baden-Württembergs, Thomas Schäuble,
liefern nach Meinung des Autors die Verfassung samt ihrer Wurzeln in den
revolutionären Ereignissen von 1848 dem populistischen Zugriff aus. Da,
so muß man den Verfasser verstehen, sind Verfassungsfeiern nur leere Rhetorik
und kommerzielles Beiwerk.23

Dagegen betont am Montag nach dem Offenburger Freiheitsfest wiederum
Alfred Behr in der F.A.Z.: „Eine geschickte Regie hat verhindert, daß aus
dem Freiheitsfest ein pseudo-mittelalterlicher Jahrmarkt mit Firlefanz und
Schnickschnack wurde." In demselben Artikel wird darüber hinaus die Geschichte
des „Salmen" vom revolutionären Versammlungsort über die
Funktion als Synagoge bis hin zur aktuellen Verwendung als Lagerhaus
geschildert.24

Einen ganz anderen Aspekt des Revolutionsfestes würdigt Karl-Otto Sattler
in der Frankfurter Rundschau. Er erwähnt, wie eine kleine Gruppe noch
aktiver DDR-Bürgerrechtler aus Mecklenburg-Vorpommern den aktualisierten
Forderungen des Volkes der Gustav-Heinemann-Initiative lauschte.
Dazu gehören: Mehr Bürgerbeteiligung und der Schutz der Pressefreiheit
vor wirtschaftlichen Interessen. „Eine wirklich neue Verfassung, nach Artikel
146 Grundgesetz vom Volk verabschiedet, davon träumen die Bürgerrechtler
", meint Sattler am Ende seines Artikels.25

Benedikt Erenz schließlich schrieb in der ZEIT vom 19. September 1997
den Leitartikel des Feuilletons. Er bemerkte bei der Präsentation der dreizehn
„neuen" Forderungen des Volkes starken Beifall im Salmensaal und
dabei „etwas fast Wütendes". Ironisch nimmt er die Pressefreiheit und ihre
Kinder Focus, Bunte und Super-lllu aufs Korn - alle drei Blätter Produkte
des Offenburger Burda-Verlages. Auch die Rede vom baden-württembergischen
Ministerpräsidenten Erwin Teufel, der die Ausstellung des Hauses
der Geschichte eröffnete, hat in ihm „bedrückende Ahnungen" geweckt.
Zurecht merkt er an, daß diese Rede von Einheit und Heimat getrieft habe.
Trotzdem: „Die Vergessenen wieder zurückrufen in die Erinnerung", das
immerhin könnten all diese „abenteuerlichen Anstrengungen" leisten. Das
Friedrich Engels-Zitat über die Badener, deren Ideal die kleine bürgerlichbäuerliche
Republik sei, wird herangezogen, um die laut Klischee eher
zurückhaltende und stille Art der Badener zu illustrieren. Daß dieses Ideal
in der Tat der Traum gerade vieler deutscher Linksintellektuellen spätestens
seit 1789 ist, übersieht Erenz völlig.26

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