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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 154
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dem Programm zusätzlich zur unbedingten Zustimmung zur Paulskirchenverfassung
, zur Bildung einer neuen Regierung, zur Auflösung der Landtage
und nachfolgenden Neuwahlen, zur Volksbewaffnung und zur Bildung
von Geschworenengerichten auch sozialpolitische Forderungen genannt50.
Trotz der begeisterten Annahme seines Programmes vermied es Goegg
jetzt, den Augenblick für die von ihm gewünschte Proklamation der Republik
zu nützen.

Ein neuer Landesausschuß aus 22 Mitgliedern wurde gewählt, zu denen in
den nächsten Tagen noch sieben weitere hinzu kamen; an der Spitze stand
wiederum Lorenz Brentano51. Weitere Auseinandersetzungen um den Kurs
des Landesausschusses waren dadurch vorprogrammiert. Für Goegg war
vor allem die Wahl Ficklers in den Landesausschuß wichtig: Fickler, das
Vorbild eines biederen, entschiedenen, unerschütterlich ausharrenden
Volksmannes, konnte Brentano mit mehr Erfolg entgegentreten als ich, der
in diesen ersten Tagen der Revolution noch nicht bekannt und populär genug
war52.

Goegg zog mit einigen Mitgliedern des Ausschusses sowie Teilnehmern
der Versammlung am Abend des 14. Mai nach Rastatt. Aber anstatt des erwarteten
jubelnden Empfangs wurde ihm zunächst der Einlaß verwehrt;
erst nach langen Verhandlungen durfte Goegg mit einigen Soldatenabgeordneten
in der Festung ihren Aufruf verlesen, der aber reserviert aufgenommen
wurde53.

Am 14. Mai erschien eine Deputation aus Karlsruhe in Rastatt und berichtete
über blutige Auseinandersetzungen vom Vorabend, in deren Verlauf
der Großherzog nach Ablehnung des Offenburger Programms mit einem
Teil seiner Minister aus der Karlsruher Residenz nach Frankfurt geflohen
und das Land faktisch ohne Regierung sei. Mit dem inzwischen in Rastatt
eingetroffenen Brentano und Goegg an der Spitze zog der Landesausschuß
nach Karlsruhe zum Rathaus, wo Brentano vor den anwesenden Gemeinderäten
die Flucht des Großherzoges bedauerte und betonte, der Landesausschuß
übernähme nur provisorisch die Regierung. Die Offiziere wurden
auf die Reichsverfassung und den Landesausschuß vereidigt54. Bei dem erneuten
Versuch, die Republik auszurufen, blieben Goegg und seine Gesinnungsanhänger
in der Minderheit - per Abstimmung wurde dieses Anliegen
verworfen. Brentano übernahm als Regierungschef das Innen- und
Außenministerium, Joseph Ignaz Peter das Justizministerium, Oberleutnant
Eichfeld das Kriegsministerium; das Finanzministerium wurde Goegg
zugesprochen, nachdem Fickler abgelehnt und der Finanzministerialpräsi-
dent Hoffmann mit dem Großherzog geflohen waren55. Mit der Übernahme
dieses Postens hoffte Goegg, ein Gegengewicht zu den Gemäßigten um

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