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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 160
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sehen Exilgenerals und Oberkommandierenden Mieroslawski. Am 22723.
Juni übernahm Goegg selbst die Gefechtsleitung bei Ubstadt, nachdem
sich General Sznaide gegen die Anweisungen Goeggs mit dem Hauptkorps
nach Bruchsal zurückgezogen hatte. Es gelang Goegg mit einigen badischen
und rheinpfälzischen Volkswehrkompanien, das Vorrücken der
Preußen nach Bretten zu verhindern. Doch die preußischen Truppen rückten
auf Karlsruhe vor, so daß die Revolutionsregierung am 24. Juni die
Stadt verließ und nach Freiburg floh. Während Brentano das gesamte
Kriegsmaterial und auch die Akten in der Landeshauptstadt zurückgelassen
hatte, versuchte Goegg, vor allem das Kriegsmaterial zu retten, was ihn
nach einigen Verhandlungen mit der Karlsruher Bürgerwehr auch gelang85.

Am 28. Juni 1849 legte Brentano sein Amt nieder; ihm war Kontakt mit
dem Feind, insbesondere mit dem Großherzog vorgeworfen worden, was
als Verrat galt. Am 29. Juni lag die gesamte Regierungsgewalt in den Händen
Goeggs und Werners, die mit Männern der äußersten Linken eine neue
Regierung zusammenstellten.

Als am l. Juli General Mieroslawski das Kommando niederlegte, wurde
die Stimmung in Freiburg immer desolater; Auflösungstendenzen der Armee
und eine konterrevolutionäre Haltung in der Bevölkerung waren zu
spüren. Goegg selbst beurteilte die Situation so: Ich stand sozusagen allein
in Mitten der Empörer; trat aber deßhalb nur um so fester auf, brachte die
irregeleiteten Soldaten zu ihrer Pflicht zurück und hielt mit Hülfe derselben
die reactionäre Bürgerschaft und Bürgerwehr nieder, bis Sigel mit seinen
Truppen erschien*6. Am 4. Juli erkannte Goegg, daß es unmöglich war,
Freiburg zu halten, und zog sich mit 6000 Mann in den Schwarzwald
zurück. Dort versuchte Goegg, in Donaueschingen, Stockach und Konstanz
neue Männer für Volkswehren zu gewinnen. Aber es war zu spät. Auch in
der Bevölkerung hatte die gemäßigte Haltung die Oberhand gewonnen, sogar
Barrikaden gegen die Revolutionsarmee wurden errichtet. Am Abend
des 10. Juli, als Goegg mit ca. 1200 Soldaten in Allensbach weilte, kam eine
Abordnung des Konstanzer Gemeinderats zu ihm und überredete ihn -
aus Angst vor Gefechten in der Konstanzer Umgebung -, ins Exil in die
Schweiz zu gehen. Besiegt, nicht gebeugt, verlassen wir das Vaterland, und
eure Taten sind der Grundstein zum künftigen, freien, einigen
Teutschland.'*1', rief er seinen Soldaten in einer tief bewegten Rede zu, bevor
in geordnetem Zug ... der Rest der badischen Freiheitsarmee den neutralen
Boden der freien Schweiz** betrat.

Als Mitanstifter und Miturheber der Revolution sowie Mitglied der provisorischen
Revolutionsregierung erwartete Goegg im Exil seine Verurteilung
. Goegg verbat sich in einem Brief an seine Schwester, in dem er um

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