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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 175
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gentreten zu können. Unter den Unterzeichneten dieses Aufrufs befanden
sich auch die Acherner Bürger Joseph Ignaz Peter und Franz Richter.11 Auf
dieser Offenburger Versammlung waren übrigens auch zahlreiche Bürger
aus Achern vertreten. Das Ziel dieser Versammlung bestand darin, der Revolution
eine Organisation zu geben. Deshalb sollten in jeder Gemeinde vaterländische
Vereine gegründet werden, deren Aufgabe darin bestand, für
die Bewaffnung, die politische und soziale Bildung des Volkes sowie für
die Verwirklichung aller seiner Rechte Sorge zu tragen. Außerdem wurde
in Offenburg ein Zentralausschuß gewählt, zu dessen Obmann Friedrich
Hecker bestimmt wurde.12 Die Zentralausschußmitglieder für den Mittelrheinkreis
wurden am 2. April 1848 auf der noch näher zu kennzeichnenden
Volksversammlung in Achern bestätigt und durch vier weitere Mitglieder
verstärkt, zu denen der Acherner Advokat Franz Richter zählte.13 Eines
der wichtigen Ergebnisse der Offenburger Versammlung bestand überdies
darin, daß die Bevölkerung in den Volksversammlungen, in Parteivereinen
und in Clubs die eigentlich wirksamen Gewalten erblickte, was nichts anderes
heißt, als daß ihre bisherige Auffassung von der Staatsmacht systematisch
untergraben worden war.

In der Bevölkerung Acherns und anderer Gemeinden des Großherzogtums
Baden kam im März des Jahres 1848 außer dem skizzierten neuen politischen
Bewußtsein plötzlich auch eine panikartige Stimmung auf, die sich
in dem sog. Franzosenschreck verdichtete. Am 23. März verbreitete sich
nämlich das Gerücht, die Franzosen hätten den Rhein überschritten und
seien in Baden eingefallen.14 In Achern griff man deshalb gemeinsam zu
den Waffen, um dem drohenden Feind entgegentreten zu können.15 Da jedoch
nicht genügend Waffen vorhanden waren, forderte der Gemeinderat
in einem Antrag vom 24. März 1848 beim großherzoglichen Bezirksamt
die Lieferung von 200 Gewehren.16 So schnell wie die Angst vor einer Invasion
aufgekommen war, so schnell verschwand sie wieder, denn das
Gerücht bestätigte sich nicht.

Das für Achern wohl größte Ereignis im Verlauf der beiden Revolutionsjahre
wurde die Acherner Volksversammlung vom 2. April 1848, die richtungsweisend
werden sollte für die gesamte badische Revolution. Das Vorgespräch
der Organisatoren, der Redner und anderer Personen fand in der
Schankwirtschaft statt, die während der wenigen Wochen der Mai-Revolution
in „Gasthaus zur Republik" umbenannt wurde, weil sich hier die radikalen
Anhänger einer Republik trafen und besprachen, und die nach dem
Scheitern der Revolution sinnigerweise den Namen „Gasthaus zur Hoffnung
" erhielt. Die Volksversammlung selbst, zu der 12000 bis 15 000
Menschen gekommen waren, fand vor dem Balkon des Gasthauses „Zum
Engel" statt, von dem aus die Redner zum Volk sprachen.17

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