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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 179
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der Hecker zu Hilfe eilen sollte, besprochen wurde.24 Die Anführer waren
der Rechtsanwalt Max Werner aus Oberkirch und der praktische Arzt Habich
von Achern. Am nächsten Tag wurde die Bevölkerung der Stadt
Achern noch vor Tagesanbruch durch Generalmarsch und Sturmläuten
alarmiert. Dadurch sollten sie zur Teilnahme am Freischarenzug aufgerufen
werden. Um Waffen zu erhalten, drang man sogar in einzelne Privatwohnungen
ein, u.a. in die des Amtmanns Wänker. Bald war eine kleine
Schar - die Angaben schwanken zwischen 37 und 70 Teilnehmern - zum
Aufbruch bereit.25 Bewaffnet mit Gewehren und Säbeln, mit zwei Tambours
an der Spitze, setzte sich der Zug unter Führung von Max Werner
und Habich in Bewegung. In Kappelrodeck teilte sich der Zug, eine Gruppe
zog nach Ottenhofen weiter, die andere größere Gruppe über Waldulm
nach Oberkirch. Die ganze Nacht über waren Schildwachen aufgestellt und
Patrouillen ausgeschickt worden, um etwaige Maßregeln des Bezirksamts
Achern zu vermeiden und die großherzoglichen Beamten zu bewachen.
Der inzwischen auf 150 bis 200 Mann angewachsene Zug versammelte
sich für einige Stunden in einem Oberkircher Bierhaus, um dann das
Renchtal hinauf weiterzumarschieren.26 Bei der Ankunft in den einzelnen
Ortschaften wurde jeweils die Sturmglocke geläutet und die Bevölkerung
in Aufruhr versetzt.27 Jedoch - die Hilfe für Hecker kam zu spät. Die bereits
erwähnte Schlacht bei Kandern hatte schon am 20. April stattgefunden
. Die Teilnehmer am Freischarenzug aus Achern erfuhren dies erst bei
ihrem Marsch durch das Renchtal.28 Auf diese Hiobsbotschaft hin löste
sich der ganze Zug unverzüglich auf, und jeder sah zu, daß er so schnell
wie möglich nach Hause kam.

Unruhe und Unsicherheit in der Bevölkerung, militärische Einquartierungen
und die Ungewißheit über die Ereignisse im Großherzogtum Baden
bestimmten die Tage nach dem Scheitern des Freischarenzuges aus
Achern. Am 23. und 24. April verbreitete man in Achern und Sasbach ein
weiteres Flugblatt mit der Überschrift: An das Volk; es begann mit den
Worten: Achtzehn Jahrhunderte Knechtschaft.29 Es folgten bissige Bemerkungen
über die Monarchie und ein leidenschaftlicher Aufruf zur Verwirklichung
der Republik. Der Urheber dieser Flugschrift war der oben bereits
erwähnte Schmied Ignaz Conrad aus Achern; gedruckt wurde sie vom
Acherner Buchdrucker Carl Quintenz.

Nach dem Scheitern des Heckerzuges verlagerte sich das politische Geschehen
aufgrund der Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung
in der Frankfurter Paulskirche im Großherzogtum Baden zunächst
einmal etwas von der lokalen Ebene weg. Bei den demokratischen Wahlen
zur Paulskirche wurden auch der Acherner Bürger Franz Richter und der
aus Achern stammende Joseph Ignaz Peter in die Frankfurter Nationalver-

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