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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 181
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zu schicken, um ihm vor seiner Emigration nach Nordamerika einen Abschiedsgruß
zu überbringen.35

Der September 1848 war nicht nur der Monat mit der denkwürdigen zweiten
Acherner Volksversammlung, sondern auch der Zeitpunkt des Struve-
Putsches. Erneut wollten nämlich die radikalen Republikaner angesichts
ihrer Ohnmacht in der Frankfurter Paulskirche der Revolution und ihren
Zielen durch eine neuerliche Massenerhebung in Baden zum Sieg verhelfen
. Gustav Struve hatte die Vorbereitungen zu seinem Putsch in der
Schweiz getroffen. Am 21. September 1848 schlug er los. In Lörrach rief
er die Deutsche Republik aus. Leute, die sich für die Republik erklärten,
erhielten als Symbol eine rote Binde. Wie der Hecker-Putsch vom Frühjahr
1848, so scheiterte auch der Struve-Putsch. Im Markgräflerland bei Staufen
wurde Struves Revolutionsarmee von Regierungstruppen geschlagen,
Struve selbst wurde in Freiburg inhaftiert.

Auswirkungen des Struve-Putsches lassen sich auch in Achern feststellen:
die Solidarität mit Struve ging dort schließlich soweit, daß man sich an den
Anschlägen auf die kurze Zeit zuvor (1844) fertiggestellte Eisenbahnstrecke
zwischen Karlsruhe und Lörrach beteiligte. Beispielsweise wurden
in der Nacht vom 22. auf den 23. September die Schienen zwischen
Achern und Fautenbach losgerissen. Von den 40 Teilnehmern an dieser Sabotage
-Aktion, die durch das Unterbrechen der Bahnverbindung in das
Oberland Truppentransporte dorthin verhindern wollten, wurden drei erkannt
. Es waren dies Franz Beck, Stephan Beck und Michael Beck. Die
beiden ersten entzogen sich der gerichtlichen Untersuchung durch Flucht,
Michael Beck jedoch wurde verhaftet.36

Die Folge der Anschläge auf die Eisenbahn war, daß in Achern Exekutionstruppen
einquartiert wurden, die die Bevölkerung auf eigene Kosten zu
verpflegen hatte. Gegen diese Exekution richtete der Acherner Gemeinderat
am 16. Oktober 1848 eine Petition an die Zweite Badische Kammer. In diesem
Dokument beschwerte man sich über die Wegnahme der Waffen, ferner
wies man auf die Not der Bevölkerung hin, die für sich selbst kaum das
Nötigste habe und darüber hinaus auch noch das Militär verpflegen müsse.37

Im November 1848 wurden die Ereignisse in Achern wieder einmal unmittelbar
durch die Vorgänge der deutschen Revolution beeinflußt. Die Erschießung
des Revolutionärs Robert Blum am 9. November in Wien führte
dazu, daß man in Achern am 26. November eine Totenfeier für Blum veranstaltete
. Ein Zug von etwa 140 republikanisch eingestellten Bürgern
Achems bewegte sich unter Trauergeläute - vorbei an vielen Schaulustigen
- vom Gasthaus „Zum Adler" auf den Friedhof. Bürgermeister Franz Josef

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