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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 187
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0187
Der Acherner Bierbrauer Erhard Richter -
ein vergessener Revolutionär.

Gerhard Lötsch

Im Frühsommer des Jahres 1844 wurde der Acherner Bierbrauer Richter
aktenkundig. Am 1. Juni fuhr die erste Eisenbahn von Baden-Baden nach
Offenburg. Eine Woche später, am 8. Juni, trafen sich, das neue Verkehrsmittel
ausnützend, viele Menschen in Achern - worunter auch vier Depu-
tirte von der 2ten Kammer, wie Polizei-Brigadier Ritter meldete. Sie feierten
außerhalb der hiesigen Stadt in dem Garten des Bierbrauers Richter
ein republikanisches Fest. Bis 11 Uhr Nachts habe ein Teil der Gäste sich
dort aufgehalten. Dann habe man sich mit einem Fackelzug durch die Stadt
in das Gasthaus zum Adler begeben. - Heute früh sind dieselben wieder ab
und nach dem ehemaligen Kloster Allerheiligen gereist, und von da nach
Oberkirch1.

Erhard Richter war ein Bruder des Hofgerichtsadvokaten und späteren
Landtagsabgeordneten Franz Joseph Richter2 wie ein Bruder des auch an
der Revolution beteiligten Karl Richter von Kappel am Rhein, später dort
Bürgermeister3. Joseph, der Vater der drei Brüder, gehörte dem Kappeler
„Dorfadel" an. Er war Wirt, Bierbrauer und Gemeinderat. - 1836 schloß
Erhard Richter in Kappel am Rhein den Bund der Ehe mit Balbina Henrich
aus Rust. Die Eheleute müssen bald nach der Hochzeit nach Achern
gezogen sein. Das erste von sechs Kindern kam am 8. Dezember 1837 in
Achern zur Welt, das letzte am 26. Oktober 1845. Bei fast allen Kindern
war Franz Joseph, beim letzten auch Karl Richter Pate4.

Wahrscheinlich war Erhard Richter durch seinen Bruder Franz Joseph nach
Achern gekommen. Er hatte in erster Ehe in Rastatt die hinterlassene Tochter
Josepha des schon 1822 im Alter von neununddreißig Jahren verstorbenen
Bierbrauers Xaver Peter geheiratet. 1829 und 1831 wurden dem Ehepaar
in Rastatt zwei Kinder geboren. - Xaver Peter hatte in Achern eine
Zuckerfabrik gegründet. Später machte er aus ihr eine Wirtschaft mit
Brauerei, an der aber der Name „Fabrik" hängen blieb. - Xaver Peters
Witwe kehrte in ihren Heimatort Endingen zurück und verpachtete die „Fabrik
" an Erhard Richter. Der gab ihr den Namen: „Zur Republik". Unter
diesem Namen wurde sie Treffpunkt der Acherner „Demokraten", wie die
Anhänger einer Republik sich nannten5 (s. Abb. S. 177).

Anfang März 1845 übersandte Dekan Gregor Daniel dem Erzbischöflichen
Ordinariat einen Bericht über das sehr unkirchliche Auftraten des Pfarrcu-

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