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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 193
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Hause keine Versammlungen abhalte. Les personnes, verwes de Bade au-
pres de Richter, se bornent a lui demander des nouvelles de leur parents
emigres en Amerique21.

Erhard Richter kehrte in die Vereinigten Staaten zurück - mit tiefem Heimweg
im Herzen, wie viele seiner Leidensgenossen. - Bei Ausbruch des
amerikanischen Bürgerkriegs, im Jahr 1861, betrieb er eine Brauerei in der
Rebellenstadt Richmond. Als entschiedener Unionsfreund wurde er boykottiert
. Er ließ seinen Besitz im Stich und ging wieder nach New York.
Mit zwei Söhnen, 17 und 18 Jahren alt, trat er in das 5. Artillerieregiment
ein und kämpfte, wie viele Deutsche, auf der Seite der Nordstaaten gegen
die Sklaverei28.

Seine Brauerei in Richmond wurde niedergebrannt. Richter wollte seinen
Grundbesitz verkaufen und suchte in dieser Angelegenheit Präsident Lincoln
persönlich auf. Es war Sonntag - und an einem Sonntag betrieb Lincoln
grundsätzlich keine Amtsgeschäfte. Bevor ein anderer Termin vereinbart
werden konnte, wurde Lincoln am 14. April 1865 in Washington ermordet
. Sein Nachfolger weigerte sich, den deutschen Bittsteller zu empfangen
. - Erhard Richter, dessen beide Söhne im Krieg ums Leben gekommen
waren, sank in geistige Umnachtung. Er starb im Elend.

Die Acherner Wirtschaft, der er den Namen „Zur Republik" gegeben hatte,
mußte auf Drängen des Oberamtmanns ihren Namen ablegen. Ihr neuer
Name, unter dem sie sich bis heute regen Zuspruchs erfreut, hieß „Zur
Hoffnung" - noch lange aber konnte man unter dem dünnen Besenwurf die
Republik erkennen29.

Aus einer erst neuerdings durch Frau Rumpf im Stadtarchiv Achern aufgefundenen
Akte ergibt sich, daß Advokat Franz Josef Richter von seiner
früh verstorbenen ersten Frau Josefine Peter die „Fabrik" geerbt hatte und
deren Eigentümer war. - Von ihm hatte also der Brauer Erhard Richter das
Anwesen gepachtet.

Anmerkungen:

1 GLA 236/2243.

2 Rudolf Ritter, Franz Joseph Richter. Ein Kappeler als 1848er Revolutionär, in: Geroldsecker
Land 33 (1991). Hans-Martin Pillin, Die Revolutionsjahre 1848/49 in der
großherzoglich-badischen Amtsstadt Achern, in: Die Ottenau 73 (1993) S.343.

3 Hubert Kewitz, Unduldsamer Streit und Spaltung in Kappel/Rhein, in: Der Altvater 45
(1987).

4 Familienbuch und Kirchenbücher des Katholischen Stadtpfarramtes „Unserer lieben
Frau" zu Achern.

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