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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 205
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den er als nachgiebig, wohlmeinend und voller Herzensgüte beurteilte. Die
Revolution haßte er, in ihr sah er die große Liederlichkeit und in den Revolutionären
ein empörerisches Gesindel63. Aber Ludwig handelte auch konsequent
. Im Pfarrarchiv befindet sich ein Schreiben des Geistlichen an den
Gemeinderat vom 26. Mai 1849, in dem er zu der Forderung Stellung
nimmt, die Pfarrer sollen einen Eid auf die neue Regierung ablegen. Ludwig
weigert sich, diesem Verlangen nachzukommen, denn wir sind unse-
rers früheren Eides nicht entbunden und können mit einer so ernsten und
heiligen Handlung nicht spielen. Deshalb bliebe ihm nichts anderes übrig,
als seine Pfarrei zu verlassen. Ludwig hatte Angst, denn er fügte dem Einspruch
eine Art Testament an. Da der Brief jedoch noch im Archiv liegt,
war es wohl unnötig geworden, ihn abzuschicken64. Viele katholische und
evangelische Pfarrer im Bereich Offenburgs hatten gegen das Ansinnen
protestiert und einen Kompromiß erreicht65. Ob in Appenweier eine Huldigungsfeier
abgehalten wurde, ist ungewiß.

Ludwig hatte, wie wir noch sehen werden, zweifellos einen politischen
Einfluß, ob er damit einen großen Teil seiner Pfarrkinder erreichte, ist unsicher
. Einer seiner Nachfolger urteilte über ihn: Dieser Pfarrer, ein strenger
Mann, hat die Gunst des Volkes nicht gewinnen können66.

Nachdem der Aufstand niedergeworfen war, gab Ludwig Zeugnisse über
die politisch Verdächtigen ab. Aber da er sich immer wieder auf die öffentliche
Meinung berief, statt eine eigene Stellung zu beziehen, konnte das
Gericht nur wenige Punkte verwerten. Später trat er für die Freilassung der
Inhaftierten ein. Auch sein Urteil über die Preußen, deren Einmarsch in
Baden er begrüßt hatte, änderte sich: Die Preußen gefielen sich sehr gut in
Baden und machten Miene, das Land als eine Entschädigung zu behalten,
der preußische Adler mußte jedoch seine ausgestreckten Krallen wieder
einziehen61.

In der politischen Nähe des Pfarrers stand Bürgermeister Sebastian
Hodapp. Zwischen 1838 und 1848 versah er sein Amt, dann trat er plötzlich
aus Gründen, die nicht genannt werden, zurück. Kaufmann Fäßler
erklärte, sie hätten nichts mit den modernen Ideen zu tun gehabt, aber der
Personenkreis, der sich für einen politischen Umbruch eingesetzt habe,
habe bei der Nachwahl - Hodapp stellte sich wieder und verlor, - für den
Gegenkandidaten Sutter gestimmt68. In einem anderen Wahlgang hatte
Hodapp mehr Erfolg. Der Abgeordnete des 20. Landamtsbezirkes Offenburg
in der Zweiten Kammer, der Weinhändler Franz Michael Knapp aus
Appenweier, hatte im Frühjahr 1848 nach dreißigjähriger Tätigkeit sein
Mandat niedergelegt. Die Wahlmänner sprachen sich für Hodapp als Nachfolger
aus. An dieser Entscheidung entzündete sich im „Offenburger Wo-

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