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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 226
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nur Verwaltungssachen, sie war zugleich zuständig für Gerichtsverfahren
der ersten Instanz. Erst wesentlich später, nämlich im Jahre 1857, ist die
Verselbständigung der Justiz vollendet worden, von nun an übernahmen
die Amtsgerichte, besetzt mit unabhängigen Richtern, die Aufgaben der
Rechtsprechung.3 Der Dienstanfänger hatte somit während der Jahre 1836-
37 beim Baden-Badener und anschließend beim benachbarten Bühler Bezirksamt
verwaltungsmäßige und richterliche Geschäfte zu erlernen. Von
1837-1839 war er dem Stadtamt Freiburg als Rechtspraktikant beigeordnet
. Auf seinen Antrag hin erteilte ihm das Ministerium des Innern unter
dem 15. Juli 1839 das Schriftverfassungsrecht - er war nunmehr Rechtsanwalt
, durfte vor Gerichten und Behörden auftreten und Anträge einreichen
. Wunschgemäß wurde ihm eine Advokatenstelle in Baden-Baden zugewiesen
, denn dort hatte er im Jahre 1837 Frau Maria geb. Eyssele, die
Witwe des Sternenwirts Philipp Hammer, geehelicht und das Bürgerrecht
erworben. Seine Kanzlei eröffnete Rechtsanwalt Wolff in der Hirschgasse
„bei Säckler Franz Weber".4 Er war nunmehr der dritte Advokat am Orte
neben zwei bereits am Orte praktizierenden Kollegen. Die Gerichtsräume
befanden sich in einem Teil des neu errichteten Bezirksamts „am Grawe",
dem zugeschütteten Wassergraben vor der ehemaligen Stadtmauer an der
oberen Sophienstraße. Dort grüßt noch heute neben dem Eingangsportal
die Skulptur der Justitia mit Waage und Schwert.

Berufliche Aussichten bot die aufstrebende Kurstadt in steigendem Maße.
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts hatten reiselustige Romantiker das malerische
Baden-Badener Tal entdeckt, immer zahlreicher steuerten sie den Ort
zu Ferienzeiten an. Da baute man in der Stadt das Kurhaus aus, in dem
schon bald die Kugeln des Roulettespiels rollten. Ein Theaterneubau wurde
erstellt, die Trinkhalle und öffentliche Badeinrichtungen mit thermalmedi-
zinischer Ausstattung geschaffen. Die Lichtentaler Allee wurde angelegt,
pompöse Hotels wuchsen entlang des Oosufers aus dem Boden, zahlreiche
Privatpensionen öffneten ihre Pforten. Gäste strömten herbei aus nah und
fern - für Adel und Bürgertum war es Mode geworden, in der neuen Sommerhauptstadt
Europas Urlaub zu machen. Die hektische Bautätigkeit wie
auch der lebhafte Fremdenverkehr führten naturgemäß zu vielerlei Rechtsstreitigkeiten
. Den ortsansässigen Anwaltskanzleien mangelte es mithin
nicht an Prozessen und den damit verbundenen Gebühreneinnahmen.

Vor dem Sturm

Die französische Februarrevolution führte am 24. Februar 1848 in Paris
zum Sturz des Königs Louis Philippe und zur Ausrufung der Republik.
Der revolutionäre Funke stob über den Rhein, schon drei Tage später for-

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