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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 240
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nehmigung der Obereinnehmerei eröffnete er daher im Hause Schloßberg
605 einen Weinhandel.43 Mit Erlaß vom 10. Dezember 1859 wurden Wolff
die Rechtsfolgen des Strafurteils nachgelassen, zugleich hat man ihm die
badische Staatsbürgerschaft wieder verliehen. Im darauffolgenden Jahre
wurde ihm die Fähigkeit zum Erwerb des Schriftverfasserrechts wieder zuerkannt
, jedoch erst im Oktober 1863 ist er erneut zur Anwaltschaft zugelassen
worden. Im Sommer 1864 ehelichte Wolff, dessen erste Frau verstorben
war, Maria Charlotte Kersten aus Kassel (1832-1889). Unauffällig
lebte der Heimgekehrte fortan in seiner Vaterstadt. Im September 1882
verzichtete er altershalber auf die Zulassung als Rechtsanwalt, die Einweihung
des stattlichen Amtsgerichtsgebäudes in der Vincentistraße erlebte
der ehemalige Advokat 1889 im Ruhestand. Zuletzt wohnte er im Hause
Ludwig-Wilhelm-Platz 8. Wenige Tage nach seinem 91. Geburtstage, nämlich
am 7. Juli 1901, ist Christoph Wolff in Baden-Baden verstorben. Auf
dem dortigen Hauptfriedhof wurde er beigesetzt, das Grab besteht heute
nicht mehr.44

Versuch geschichtlicher Einordnung

Christoph Wolff hinterläßt ein zwiespältiges Bild. Überzeugt und voll guten
Willens war er zu Beginn für die demokratische Idee eingetreten. Er bezeichnete
sich als entschieden freisinnig, dem entschiedensten Fortschritt
verschrieben. Und er fügte hinzu: Die Volkssouveränität auf breitester
Grundlage ist das Ziel meiner politischen Wünsche und Bestrebungen.*5
Wolff lehnte es lange Zeit ab, zur Durchsetzung der freiheitlichen Forderungen
Waffengewalt anzuwenden. Er mühte sich, auf parlamentarischem
Wege dem Verlangen des Volkes Gehör zu verschaffen. Jedenfalls bis zum
Mai 1849 bekannte er sich zu den gemäßigten Liberalen, die zwar eine demokratische
Staatsform, aber im Gegensatz zum republikanischen Flügel
die Beibehaltung einer konstitutionellen Monarchie anstrebten. Bei seiner
Tätigkeit als Zivilkommissar trat Wolff zunächst maßvoll auf, zeigte
menschliche Hilfsbereitschaft. Er unterstützte einen Baden-Badener Arzt,
dessen 15j ähriger Sohn mit den Freischaren davongezogen war, bei der
Rückholung des Jungen. Einen badischen Hauptmann, der beim Aufstand
des Militärs aus der Festung Rastatt geflohen war, ließ er warnen, da gewaltbereite
Meuterer nach ihm suchten. Als eine Gruppe von Revolutionssoldaten
in Baden-Baden einen Oberstleutnant verhaftete, trat er dazwischen
und schützte den Offizier vor Mißhandlungen. Dem großherzoglichen
Neuen Schloß stellte Wolff eine Bewachung, damit es nicht wie im
Rastatter Schloß und auf Schloß Eberstein zu Plünderungen kommen
konnte. So hat denn auch der Gemeinderat im späteren Strafverfahren
wohlwollend bescheinigt, Wolff sei in seinen dienstlichen Stellungen we-

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