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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 250
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wird der dahier sich aufhaltende Elias Weil in Verpflegung an den wenigst
Nehmenden öffentlich versteigert, wurde am 2. Oktober 1830 mit der
Schelle verkündigt.30 Elias Weil gab nicht auf. 1834 mußte ihm das Bezirksamt
in Bühl das unbefugte Schriftverfassen in Justiz und Verwaltungssachen
für sich und andere verbieten.31 Für dieses Jahr wird auch sichtbar,
wie seine Existenz erhalten wurde. Das Bezirksamt hatte die Gemeinde
Bühl angewiesen, Kosten für Verpflegung und Unterbringung in Höhe von
7 Gulden und 12 Kreuzern zu übernehmen. Diesen Betrag muß die israelische
Gemeinde ersetzen, wurde darauf im Rechnungsbuch der politischen
Gemeinde verzeichnet.32

Nach der ersten gerichtlichen Auseinandersetzung, so berichtete Weil später
, habe Häfelin angefangen, ihn zu verfolgen, und zwar mit dem Ergebnis
, daß er - Weil - fast 18 Jahre im Bühler Gefängnis und im Arbeitshaus
Pforzheim eingesperrt wurde, unterbrochen von kurzen Zeiten der Freiheit,
die ihn 1841 nach Amerika und zurück führten. Im Revolutionsjahr 1848
versuchte Weil, die von Häfelin geforderten 1585 Gulden mit Hilfe seiner
Petition zu erhalten, nachdem er im Verlaufe des Jahres aus Pforzheim
nach Bühl zurückgekehrt war.33

Als im November 1848 in der Karlsruher Volksvertretung über die Petition
Weils debattiert wurde, war dessen Glaubwürdigkeit umstritten. Doch
wollte selbst August Lamey, ein führender liberaler Abgeordneter und später
Innenminister, den zugrundeliegenden Sachverhalt nicht abstreiten: Ein
Vorgehen wie das Häfelins sei 1828 nicht ungewöhnlich gewesen.34 Der
radikalere35 Abgeordnete Christian Kapp ging sogar so weit, auf den Vertreter
der alten Ordnung im Vormärz, den österreichischen Staatskanzler
Metternich anspielend, Häfelin als einen Vertreter des Metternichianismus
zu bezeichnen.36 Schließlich blieb die Angelegenheit aber ohne neue Untersuchung
, als die Regierung am 21. März 1849 beschloß, die Angelegenheit
solle auf sich beruhen.37

Eineinhalb Jahre zuvor hatte sich Häfelin im Oktober 1847 in die Regelung
des Nachlasses von Babette Weil, der Ehefrau von Elias Weil, eingeschaltet
. Vor ihm selbst verzichteten wenige Tage nach dem Tod ihrer Mutter in
Abwesenheit des Vaters drei Söhne zugunsten ihres Bruders Samuel auf
Ansprüche an das geringe Erbe von gerade 70 Gulden. Unter den Brüdern
befand sich auch der am 15. April 181538 in Bühl geborene Raphael Weil,
der 1847 Ratschreiber in Gernsbach war. Er wurde im Jahre 1849 zum radikalen
Revolutionär, dessen Einsatz für die demokratische Sache hier
nicht beschrieben werden kann. Als Bürger Raphael Weil war er der erste
seiner Herkunft nach jüdische Volksvertreter in Deutschland, der in ein demokratisch
gewähltes Parlament einzog, in die revolutionäre Verfassungs-

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