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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 253
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Zehntrechnung Ottersweier 1085 Gulden schuldig, die er nicht zurükzah-
len konnte.53 Diese und weitere Schulden führten im Lauf des Jahres zur
Vergantung und Versteigerung seines Hauses und seiner Äcker und Wiesen
.54 Seit Mitte des Jahres 1848 galt er ah flüchtig und als unterwegs nach
Amerika.55

Davor lag seine Teilnahme an den revolutionären Ereignissen in Mittelbaden
. Am Montag, dem 20. März 1848, also am Tag nach der Offenburger
Volksversammlung, tauchte Weber in Bühl auf. Im Amtshaus drang er zum
Assessor Klein vor: Herr Klein, ich hin von mehreren Bürgern beauftragt,
Ihnen zu eröffnen, daß Sie sich in 24 Stunden von Bühl zu entfernen haben.
In der Bierwirtschaft eines Gemeinderates hielt er darauf Ansprachen an
Leute, welche der Bühler Gendarm als alle von der untersten Volksklasse,
als Pöbel bezeichnete. Steuergerechtigkeit, Zehntfreiheit, Wegschaffung der
Gendarmerie, Freiheit und Gleichheit waren die Forderungen, mit denen
durch Weber auf das dringenste zum Aufruhr aufgereizt wurde. Bürgermeister
Berger und zwei Gemeinderäte versuchten Webers Agitation zu beenden
, ohne Erfolg. Nachmittags hielt sich Weber noch immer im Wirtshaus
auf. In der Zwischenzeit hatte Bürgermeister Berger eine Bürgerversammlung
einberufen. Mit Hilfe des Amtsmannes Eckert versuchte er, die Ruhe
in der Stadt zu sichern und kritisierte die Äußerungen Webers mit Nachdruck
. Dieser wurde selbst vorgeladen und mußte schließlich die Ausweisung
des Assessors Klein widerrufen.56 - Am selben Tag noch verbreitete
sich im nahen Bühlertal das Gerücht, Weber sei an der Spitze von Hunderten
auf dem Weg, um dort die Häuser der Wahlmänner - vor allem des
Bürgermeisters und Pfarrers - anzuzünden.57

In Bühl selbst kam es eine Stunde, nachdem Weber die Stadt verlassen hatte
, gegen 18 Uhr auf der Hauptstraße in der Nähe des Amtshauses zu einem
Auflauf. Nach der Meinung des Brigadiers Braun zogen betrunkene
junge Leute von auswärts herum und bekamen Streit mit teils Auswärtigen
, teils Bühlern. Er und einige Bürger konnten allerdings die Ruhe wieder
herstellen.58

Läßt sich Weber in der Verteidigung der Selbständigkeit seiner Gemeinde
gegenüber dem Bezirksamt und den von diesem vertretenen Staat als ein
Vertreter des süddeutschen Kommunalismus59 erkennen, so wird bei ihm
auch das Neue sehr deutlich: Er stößt zu den demokratischen und republikanischen
Vertretern der Revolution, wie es sich in der Acherner Volksversammlung
vom 2. April 1848 zeigte. Sie schloß sich den radikalen Forderungen
Struves an das Frankfurter Vorparlament an und ergänzte die Mitglieder
im Leitungsgremium der demokratischen Vaterländischen Vereine:
Weber wurde in deren Kreisausschuß des Mittelrheinkreises gewählt.60

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