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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 254
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Vier Tage später kam nochmals ein Anstoß von außen nach Bühl, wohl
nicht mit sehr großem Erfolg. Gustav von Rotteck, ein Sohn Karl von Rottecks
, hatte 1847 einige Monate seiner juristischen Ausbildung am Bühler
Bezirksamt verbracht61 und den Bühler Turnverein gegründet62. Nun richtete
er als Vorstand des Vereins in einem Brief an Bürgermeister Berger
den Antrag, eine Gruppe der Turner zu bewaffnen, sie der Bürgerwehr
in Bühl einzugliedern und der Entwicklung in ganz Teutschland anzuschließen
.63

Dem Gemeinderat ging es jedoch nicht um ein Weitertreiben der Unruhe.
Er wiegelte zweimal über die Presse ab: Weder sei in Bühl das Amtshaus
gestürmt, noch seien Akten verbrannt worden. Die Beamten seien freiwillig
abgezogen, der Volksstimmung Genüge zu leisten.64 Mehr als zwei Wochen
später setzte sich der Gemeinderat deutlich von der Versammlung im
nahen Achern ab: Die dortigen radikalen Reden seien den Gsinnungen der
hiesigen Bürgerschaft stracks entgegengesetzt.65

V. März 1848: Exzesse gegen Juden

Während in Frankfurt das Vorparlament am 30. März 1848 seine Beratungen
begann, brachen in Bühl erneut Unruhen aus. Sie richteten sich gegen
die jüdische Minderheit im Ort, die zu dieser Zeit beinahe neun Prozent
der Bevölkerung ausmachte.66 Schon in der ersten Hälfte des Monats März
hatte es Anzeichen gegeben. Die „Freiburger Zeitung" berichtete am 13.
März von Unruhe gegen einige Blutigel der Gesellschaft, bei welcher der
Haß und die Verachtung der christlichen Mehrheit sichtbar geworden sei,
jedoch keine Gewaltanwendung stattgefunden habe.67 Mit dem Datum des
gleichen Tages erschien in der regierungsnahen „Karlsruher Zeitung" zwei
Tage später eine Meldung aus Bühl: Es wurde hervorgehoben, daß Bürgermeister
Karl Berger, Gemeinderat und eine biedere Bürgerschaft die Ruhe
gesichert hätten trotz der Aufregung der Gemüther, welche sich gegen einen
Theil der hiesigen Israeliten zeigte.6^

Spätestens am 22. 3. 1848, also drei Tage nach den Unruhen gegen den Bezirksamtmann
Häfelin und zwei Tage nach der Agitation des Altbürgermeisters
Weber, war die Gemeinde mit der Abfassung einer Petition an die
Volksvertretung in Karlsruhe beschäftigt. Es ging um das Bürgerrecht jüdischer
Einwohner. Zuerst wurde resümiert, wie sich bisher das Bürgerrecht
der jüdischen Einwohner in Bühl entwickelt habe. Nachdem die ersten jüdischen
Einwohner ungerechtfertigt das Bürgerrecht erhalten hätten, sei
nach der Bürgerrechtsreform von 1832 immer stärker die Gleichheit mit
den christlichen Einwohnern gefordert worden. Dabei sei es aber nicht um

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