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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 256
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jüdische Einwohner darüber, daß es Anfang April noch mehrere Exzesse
und Unbilden gegen sie gegeben habe.77

Von den Teilnehmern an dem Menschenauflauf in der Nacht vom 30. auf
den 31. März sind 26 namentlich bekannt, eine erheblich größere Zahl
aber blieb bei der Strafverfolgung unbekannt. Bei 15 Verdächtigten
reichten die Beweise für eine Anklage nicht aus. Acht Angeklagte wurden
verurteilt.78

Wer waren die Haupttäter? Die Geschichte der Verschuldung Eugen
Zuckers fing bereits 1799 an. Seine Mutter und ihr erster Mann liehen bei
der Bühler Pfarrei 130 Gulden und versetzten dafür ihr Häuschen in der
Bühler Drehergasse. Eugen Zucker übernahm 1834 diese Schuld.79 Drei
Jahre später erwies sich das Vermögen seines Vaters, eines Schmiedemeisters
, als nicht ausreichend, um nach dessen Tod die Schulden bezahlen zu
können: Beinahe 900 Gulden Überschuldung wurden festgestellt. Zu dieser
Zeit war der Sohn Eugen Zucker bei seiner Mutter bereits mit über 300
Gulden verschuldet.80 Als er 1838 das Haus seiner Mutter übernahm, mußte
er wieder auch Schulden mitübernehmen.81 1851 hatten Eugen Zucker
und seine Frau Walburga, die er 1837 geheiratet hatte, ein Vermögen in der
Höhe von 1816.17 Gulden. Ihre Schulden betrugen 2435 Gulden. Nach 14
Jahren Ehe lag die Überschuldung bei knapp 1600 Gulden.

Der Vater Eugen Zuckers hatte sich beim Pfarrer in Kappelwindeck nahe
bei Bühl verschuldet, hatte auch ein kleineres Darlehen offen bei Wolf Netter
, einem jüdischen Eisenhändler, mit dem er sich auch stritt über eine
Rechnung aus dem Bezug von Nietnägeln.82 Auf den Namen der Mutter
Zuckers existierte 1840 eine offene Rechnung für Eisenwaren bei einem
anderen jüdischen Eisenhändler.83 1 851 war Zucker erneut bei Wolf Netter
verschuldet, aber noch viel mehr mit Obligationen bei Wirten und einem
Pfarrfonds aus der Nähe Bühls.84

1837 wurde Eugen Zucker bei der väterlichen Erbregelung wegen seinem
rohen Benehmen aus dem Zimmer des Notars gewiesen.85 Bei der Hausübergabe
an ihren Sohn 1838 bedingte sich die Mutter aus, daß sein Verhalten
ihr gegenüber durch rechtschaffene Bürger kontrolliert werde - sie
fürchte, sein Verhalten sei roh und unartig.m Schulden und Gewaltbereitschaft
: keine allzu günstige Voraussetzung für eine gute Nachbarschaft zu
dem wohlhabenden Wolf Netter und dem nur wenige Meter weiter weg
wohnenden Alexander Wertheimer.

Karl Kern, wie Eugen Zucker wegen des Übergriffes auf das Eigentum von
Alexander Wertheimer zu 14 Monaten Zuchthaus verurteilt, wurde in den

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