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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 261
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0261
Erste Industrie in Bühl: Die Türkisch-Garn-Fabrik von Herrmann Massenbach,
Mitglied im „Großherzoglichen Oberrat" der badischen Juden

Haben also die Zeitgenossen wie Reichlin-Meldegg, Walchner und Reinfried
den Zusammenhang zwischen den Unruhen gegen den Bezirksamtmann
Häfelin und den Übergriffen gegen jüdische Einwohner zu Recht angesprochen
? Das Ja auf diese Frage allein genügt nicht als Antwort auf die
Frage, warum es in der angeblich so ruhigen Landstadt Bühl 1848 zur Revolution
aufbrach. Die Ruhe der Amtsstadt war ja nicht nur gestört durch
die Mängel in der Amtsführung Häfelins oder durch Unruhe und Haß gegen
Juden, sondern auch durch die allgemeine soziale Entwicklung.

In dem September 1847 erstellten Verzeichnis der Umlagepflichtigen für
das Jahr 1848 sind 426 Einwohner mit einer Berufsangabe verzeichnet.
Von den 1848 426 aufgelisteten in der Stadt vorhandenen Berufen waren
80 Bauern, die zahlenmäßig stärkste Berufsgruppe. Das produzierende Gewerbe
einschließlich der zahlenstarken Nahrungs- und Bekleidungsgewerbe
stellten zusammen 251 Umlagepflichtige. Der einzige Fabrikant, Herrmann
Massenbach, erbrachte allerdings ein Steuerkapital von 63 170 Gulden
bei der Gesamtsumme von 256 475 Gulden.1" Ungefähr in der Mitte
des Jahrhunderts dürfte er mit über 100 Beschäftigten der wichtigste Arbeitgeber
in der Stadt gewesen sein.

Die beginnende Industrialisierung hatte also auch Bühl erfaßt. Wie sah es
da mit der sozialen Integration der neuen Beschäftigten, der Arbeiter, aus,
wie mit der Integration der von der Krise des Handwerks vor allem ergriffenen
unselbständigen Gesellen und Angehörigen anderer Berufe, die in
der bis dahin gültigen Sozialordnung fremd wirkten? Wer nicht als Bürgersohn
oder Bürgertochter geboren war, hatte leicht Probleme bei der Bürgeraufnahme
oder der davon abhängigen Erlaubnis, sich in Bühl zu verheiraten
. Immer wieder stößt sich der Gemeinderat, manchmal auch die übergeordneten
Stellen an einem der zahlreichen Kriterien für die Aufnahme.

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