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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 262
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Tüncher"2, Maurer113 oder Sattler114 z. B. galten als Berufe ohne Auskommen
in Bühl, teils wegen fehlender Nachfrage nach ihren Leistungen oder
wegen der immer wieder vorgebrachten Übersetzung, der zu zahlreichen
Präsens eines Berufes.

Tagelöhner kämpften um den Nachweis, sich und eine Familie ernähren zu
können.115 Arbeiter beharrten darauf, einen ausreichenden Verdienst zu haben
- gerade unter Hinweis auf die Chancen in der Fabrik von Herrmann
Massenbach.116 Auch der Arbeiter Alois König wurde durch den Gemeinderat
als Lump, der in den Wirtshäusern herumzeche, als schlechter Haushalter
mit schlechtem Leumund bezeichnet, um ihn als Bürger ablehnen zu
können und seine Verehelichung zu verhindern. Daß ihm der Fabrikant
Massenbach ein Zeugnis über seinen Verdienst ausstellte - König war bereits
10 Jahre in der Fabrik - änderte nichts an der Ablehnung: Er sei ein
abhängiger Arbeiter und könne jeden Tag seine Stelle verlieren.117 Selbst
ein Aufseher in der Fabrik wurde - vergeblich - wegen fehlender Selbständigkeit
als Bürger abgelehnt.118 Dabei ging es auf der anderen Seite auch
um das Gefühl oder Bewußtsein, daß die Rechtsgleichheit den Tagelöhner,
Schuster und Bankier durchaus auf die gleiche Stufe stellte."9 Auch in diesen
Fällen stand das Bezirksamt oft gegen den Gemeinderat.120

So wird deutlich, wie in Bühl Geborene, mehrere Jahre Ansässige oder gerade
in die Stadt Kommende den Anspruch auf Gleichheit mit den
Bürgern, den Einwohnern mit Bürgerrecht, erheben. Die soziale Ruhe ist
gestört: Nicht unverständlich, daß in den Berichten amtlicher Stellen aus
den Jahren 1848 und 1849 gerade die unterste Klasse, der Pöbel und
Handwerker als diejenigen genannt werden, welche für Unruhe sorgen.

VI. Überblick über den Verlauf der Revolution nach dem März 1848

1848: Proklamation der Republik und Feier zur Ehre Robert Blums

Der Monat April 1848 schien in Bühl ruhiger zu werden. Die Wahlen zur
Nationalversammlung in Frankfurt am 14. und 15. April121 waren kaum
vorbei, als jedoch erneut Unruhe entstand. Offensichtlich geriet auch Bühl
in den Bann des „Heckerzuges", und zwar als am 24. April 1848 die letzten
Freischärler sich vor Freiburg geschlagen gaben. Am Abend, so berichtete
Reichlin-Meldegg aus Bühl, strömte gegen neun Uhr . . . eine große
Menschenmenge auf dem Kirchplatze, man wollte die Republik proclamie-
ren und die Eisenbahn zerstören. Ungefähr 50 Tumultanten, nach dem Bezirksamtsvorsteher
überwiegend Betrunkene, aus hiesigen Bürgern, Handwerksgesellen
und jungen Leuten ließen immer wieder die Republik hoch-

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