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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 266
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derte in eigener Person Soldaten an der weiteren Flucht. Am 24. Juni entwaffnete
auf seinen Befehl die Bürgerwehr eine Abteilung Soldaten, welche
sich offenbar absetzte; als Martin vermittelte und sie vorläufig in Bühl
einquartieren lassen wollte, kam ihm der bekannte und populäre radikale
Revolutionär Germain Metternich dazwischen, der die Soldaten zu ihren
Verbänden zurückschickte. Noch am 29. Juni ließ Martin den pensionierten
Polizisten Restel verhaften, der seine Freude über die Flucht der revolutionären
Truppen und die bevorstehende Ankunft der Preußen zu deutlich
kundtat. Jetzt war es Bürgermeister Berger, der Martin überspielte und für
die Freilassung Resteis sorgt. Am selben Tag noch legte Martin sein Amt
als Bezirkskommandeur der Bürgerwehr nieder - er könne nicht, so
schrieb er an die revolutionäre Regierung, zwischen den einander entgegengesetzten
Richtungen des Bürgermeisters in Bühl und des von der Regierung
eingesetzten Zivilkommissars amtieren.143

Adolph Martin kann zu den überzeugten Anhängern der Revolution gezählt
werden: Schon im April 1848 hatte er sich für Hecker eingesetzt und
war wegen seiner Verwicklung in dessen Aufstand verhaftet, aber bald amnestiert
worden.144 Nach dem Ende der Revolution, bereits im Bruchsaler
Gefängnis, sah er sich - in einem Brief an seine Frau - als Opfer seiner politischen
Überzeugung, auch wenn er diese nicht näher äußerte.145

Gerade an Adolph Martin, der bis zum Tag vor dem Eintreffen der preußischen
Truppen in Bühl zur Revolution gestanden hatte, wird eine Eigenart
der Revolutionsteilnehmer in der Landstadt Bühl sichtbar. Wie kam es, daß
er sich tatkräftig dem Auftand anschloß? Er war in den Jahren vor der Revolution
in Staufen mit seiner Papierfabrik in Konkurs geraten und hatte
dabei ein Vermögen von über 24 000 Gulden verloren.146 1848 kam er mit
seiner Frau nach Bühl, um hier den bereits in Staufen begonnenen Ladenhandel147
weiterzuführen, wohl auch in der Hoffnung auf einen Neuanfang
in der Nähe seines einflußreichen Schwiegervaters, des Kaufmanns und
langjährigen Gemeinderats Jakob Wenk. Der zu diesem Zeitpunkt Sechs-
unddreißigjährige war wirtschaftlich völlig von seiner Frau abhängig bzw.
von deren Vater.148 1846 hatte er seinem Schwiegervater zur Bezahlung
von Schulden einen Teil seines Hausrates verkauft.149 Im folgenden Jahr
vollzogen er und seine Frau Albertine die Vermögenstrennung.150 Auf den
Namen seiner Frau allein lief das Geschäft in Bühl, das sich im Hause ihrer
Großeltern in der Hauptstraße befand, in dem das Ehepaar auch wohnte.
Sind es die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die den Hintergrund bildeten
für die Revolutionsteilnahme des ehemaligen Papierfabrikanten? Jedenfalls
ist es für viele der Revolutionsteilnehmer in Bühl kennzeichnend, daß sie
vor dem Hintergrund einer beruflich unsicheren Situation gesehen werden
können. Max Stößer, Vorsitzender des Volksvereins, hatte sich 1848 gerade

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